HÜLSEDE (al). Die Hülseder Siedlergemeinschaft ist vorerst knapp an einer Auflösung vorbeigeschrammt. Nach eindringlichen Worten des Kreisgruppen-Vorsitzenden Rolf Kälberloh erklärten sich die eigentlich schon zurück getretenen bisherigen Vorstandsmitglieder zum Weitermachen bereit. Allerdings unter geänderten Vorzeichen: Sie beschränken sich auf die satzungsgemäßen Aufgaben. Gemeinschaftsveranstaltungen wird es nur noch dann geben, wenn sich andere Mitglieder für die Organisation finden. Im Prinzip reduziert sich alles auf die jährliche Hauptversammlung.
Eigentlich resigniert und doch noch einmal als Vorsitzende angetreten: Anke Wingenbach.
Knapp eine Stunde benötigte die Lösung des Führungsproblems. Sie ist Kälberloh inzwischen nicht mehr unbekannt. Auch anderswo kämpfen die Ortsverbände im "Verband Wohneigentum", der früher einmal "Deutscher Siedlerbund" hieß, ums Überleben. Der Hauptgrund liegt in der Mitgliederstruktur. Junge Leute wollen zwar das Dienstleistungsangebot des Verbands mit günstigen Versicherungen, Beratungsvielfalt und Lobbyarbeit in Anspruch nehmen, nicht jedoch in den örtlichen Gemeinschaften mitmachen. Deren Mitglieder aber werden immer älter – und sind nicht mehr zum Mittun bereit. Diese Situation hatte den Hülseder Vorstand mürbe gemacht. Die seit vier Jahren amtierende Vorsitzende Anke Wingenbach sah sich aus zeitlichen Gründen nicht mehr in der Lage, wie sie bereits im Vorfeld der Jahresversammlung erklärte und dies in der Sitzung selbst noch einmal betonte. Zugleich sparte sie nicht mit Kritik: "Wir beobachten seit geraumer Zeit, dass euer Interesse an gemeinsamen Aktivitäten stetig nachlässt."
Doch dann ließen sich die bisherigen Verantwortlichen noch einmal überreden: Wingenbach und Ingeborg Buchmann teilen sich den Vorsitz. Gerhard Uredat, den Kälberloh für eine bereits 25-jährige ehrenamtliche Tätigkeit mit Urkunde und Silbernadel des Landesverbands bedachte, schreibt das Protokoll. Und Kassenwartin Birgit Werhahn bekam mit Christa Schröder-Hammer die gewünschte Stellvertreterin.
Kaum aber war der neue Vorstand gewählt, ging das Dilemma von vorn los, als Wingenbach um einen Vorbereitungsausschuss für das im August zu feiernde 50-jährige Bestehen bat: Niemand meldete sich. Bei der Frage aber, ob denn überhaupt das Jubiläum gefeiert werden soll, flogen viele Finger hoch. Prompt war die Vorsitzende erneut sauer: "Feiern wollen alle; aber die Arbeit will keiner machen."
Schließlich meldeten sich Reinhold Wingenbach, Ernst Andres sowie Bärbel Jünke und Karl Westphal. Die beiden Letztgenannten sind bereits ehrenamtlich stark engagiert – als Vorsitzende des Meinser Schützenvereins. Und auch für die noch offene Aufgabe des jährlichen Heckenschneidens fand sich jemand: Günter Werhahn will sich der grünen Einfriedung des Hülseder Spielplatzes annehmen. Sonst hätte sich künftig wohl die Gemeinde kümmern müssen, obwohl es vor Jahren gerade die Siedler waren, die anstelle des vorgesehenen Maschendrahtzauns um eine Hecke baten – und sich für deren Pflege bereiterklärt hatten.
Am Rande der Veranstaltung wurden drei Familien für lange Mitgliedschaft geehrt: Gisela und Herbert Weibels gehören den Siedlern seit vier Jahrzehnten an, Renate und Uwe Möhling sowie Rita und Hans Gensicke seit 25 Jahren. Foto: al