WIEDENSAHL (jl). "Wir wollen die Vergangenheit lebendig machen." Mit diesen Worten hat Rudolf Meyer die Wanderausstellung "Ruff! – damit ins Ofenloch – Alltägliche Chemie bei Wilhelm Busch" im Wiedensahler Wilhelm-Busch-Geburtshaus am vergangenen Sonntag eröffnet. Wie der Vorsitzende des Förderkreises Wilhelm Busch Wiedensahl e.V. betonte, gehe es nicht um das Anschauen, sondern um das Erleben von Alltagschemie aus den Bereichen Essen und Trinken, Feuer und Flamme, Schreiben und Malen.
Siegfried Suppelt erklärt, wie sich ein Bienenschwarm einfangen lässt.
Die humorvollen Bildergeschichten von Wilhelm Busch werden aus Sicht eines Chemikers erklärt.
Konzipiert wurde die besonders für Kinder spannende Ausstellung vom Schulmuseum Steinhorst in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Georg Schwedt. Nach der Erstausstellung im Jahr 2004 sei das Wilhelm-Busch-Geburtshaus "wahrscheinlich die letzte Stätte", verkündete Wolfgang Böser, Leiter des Schulmuseums und befand: "Das ist genau der richtige Platz dafür."
Im Obergeschoss des Busch-Hauses wird ab sofort das Werk des gescheiterten Maschinenbauers aus Sicht eines Chemikers betrachtet. Mit den Worten Bösers bedeutet das: "Alltagschemie und Bildergeschichten, amüsant und voller Ironie, gepaart mit den bitteren Lebensweisheiten." Natürlich wisse man, dass Max und Moritz im Backhaus zu Broten gebacken werden, wohl aber nicht, warum der Teig im Ofen so schön aufgeht und braun wird. Böser vermutete, dass auch keiner der anwesenden Besucher wisse, woraus eigentlich Siegellack, der Buschs frommen Helene an der Nase klebt, besteht. Auf diese und noch weitere Fragen, so Böser, werde die "Ruff!"-Ausstellung Antworten geben – ohne, dass der "herrliche Humor von Wilhelm Busch verloren geht".
Anders als zuvor angekündigt, hat es zur Eröffnung weder gezischt noch gekracht. Schwedt, der die Ausstellung mit konzipierte und bei der Eröffnung in Wiedensahl eigentlich für die praktischen Versuche zuständig gewesen wäre, konnte aus Krankheitsgründen nicht erscheinen. "Wir werden Herrn Schwedt erneut einladen und den praktischen Teil nachholen", versprach Meyer.
Dennoch kamen die Gäste nicht aus dem Staunen, als sie gemeinsam mit Museumsleiterin Gudrun-Sophie Frommhage-Davar einen naturwissenschaftlichen Blick auf die Werke Wilhelm Buschs warfen. Auf den großen Informationswänden entdeckt der neugierige Besucher sofort die hinterlistigen Streiche der Lausbuben Max und Moritz, wie sie etwa den Lämpel mit Schießpulver in der Pfeife ärgern.
Direkt daneben folgt eine ausführliche Erklärung zum naturwissenschaftlichen Hintergrund, also woher und aus welcher Zeit Schießpulver überhaupt stammt.
Wie ein Imker einen Bienenschwarm fängt, demonstrierte Siegfried Suppelt, Vorsitzender des Imkervereins Petershagen, eindrucksvoll mit einem Sammelsack. "Es ist erstaunlich, was Wilhelm Busch damals schon für einen Durchblick hatte", bemerkte Suppelt während seines kleines Exkurses zu Bienen und Honig.
Wertvolle Exponate steuerten neben dem Imkerverein Petershagen unter anderem auch die Archive der Schreibgeräte-Hersteller Pelikan und Faber-Castell und das Museum im Alten Pfarrhaus in Wiedensahl bei. Eine rund 200 Jahre alte Honigpresse kommt aus dem Museumsdorf Rahden. Zu sehen ist "Ruff! – damit ins Ofenloch!" noch bis zum 31. Januar 2012. Geplant sind auch einige Begleitveranstaltungen zur Ausstellung, zum Beispiel ein Vortrag rund um das Thema "Honig" im Mai. Foto: jl