1. Ein typischer Kopfbaum entsteht durch Schneiteln

    Weiden gehören zu der hiesigen Kulturlandschaft

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    BERNSER LANDWEHR (tt). Dort, wo die Aue einen Bogen macht und die Naturschutzbehörde des Landkreises einst ein Feuchtbiotop geschaffen hat, stehen in der Nähe des Auetaler Klärwerks unzählige Weiden, die durch ihre langen schlanken Äste eine ganz eigenartige Stimmung verbreiten. Besonders dann, wenn sich der Morgennebel über die Bäume legt. Doch als acht Mitglieder des Naturschutzbundes (NABU) der Ortsgruppe Auetal sich mit Ketten- und Astsägen an den Bäumen zu schaffen machten, sorgte die Wintersonne für angenehme Arbeitstemperaturen. "Damit die Bäume nicht auseinanderbrechen und der Natur erhalten bleiben, muss der Mensch hier eingreifen", so der 1. Vorsitzende des NABU Auetal, Rolf Wittmann, der die jährliche Aktion leitet. Die Kopfweide ist eine von Menschenhand geschaffene Kulturform. Durch ständigen Rückschnitt (Schneiteln) einer normal wachsenden Weide entsteht mit der Zeit der typische Kopfbaum. Da ungepflegte Kopfweiden unter der Last ihrer Äste auseinander brechen und absterben, ist das Schneiteln eine wichtige Landschaftspflegemaßnahme. Die abgeschnittenen Äste dienten früher als Material zum Korbflechten oder auch als Brennmaterial. Seitdem die Landwirte keine selbstgemachten Bohnenstangen mehr benötigen, durch die Aufgabe der Grünlandwirtschaft kaum noch Zaunpfähle gesetzt werden und Stiele für Besen, Schaufeln, Handkarren im Zubehörhandel erhältlich sind, verfällt die uralte Kultur immer mehr. Das Schnittholz der Weiden wurzelt sehr schnell wieder und durch einfache "Stecklinge" entstehen neue Bäume. "Die Weiden zu erhalten ist auch für zahlreiche Tiere lebenswichtig", so der Vorsitzende, der in dem Gebiet schon Waschbären, Eichhörnchen, Baummarder und viele andere Kleintiere entdeckt hat. Unzähligen Insektenarten dienen die Kopfweiden als Lebensraum. Regen, Frost und Pilzbefall sorgen dafür, dass sich in den alten Kopfweiden Höhlungen ausbilden. Auch an den Weiden in der Bernser Landwehr sind diese Höhlen zu finden, die groß genug sind, um vielen Vögeln wie Weidenmeise, Sumpfmeise oder Grauschnäpper einen optimalen Nistplatz zu bieten. Charakteristisch für diesen Lebensraum ist der Steinkauz, der durch fehlende Kopfweidenpflege an den Rand der Ausrottung gebracht wurde. Neben den Vögeln finden aber auch Fledermäuse, wie der Abendsegler, in den hohlen Stämmen eine Bleibe. Nach der Schneitelaktion werden die aktiven NABU-Mitglieder mit der Heckenschere weiterarbeiten. "Die Hecken am Schutzacker in Hattendorf müssen zurückgeschnitten werden", so Wittmann weiter, der sich über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen kann, denn auch die Jahreshauptversammlung des Ortsverbandes am 11. März muss vorbereitet werden. Foto: tt

    Für ein Foto machen die "Schneitel-Arbeiter" des NABU eine kurze Pause.

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