1. Ein Doktor zählt Narrenleiden auf

    Witz und Akrobatik beim jährlichen Karneval / Der "Fürst"kehrt zurück und feiert erneut ganz groß

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    APELERN (al). Der Pechvogel der Session hat einen Namen. Isabell Look kann die jährliche Karnevalszeit nicht erwarten. Sie betreut Gruppen, bereitet sich in "Rot-Weiß-Garde" und im "Jungen Ballett" auf die Auftritte vor. Und dann das: Mitten in der ersten Prunksitzung des Apelerner Karnevalclubs (AKC) zieht sie sich einen Kapselriss am Daumen zu. Mit einem Gipsarm muss sie die weiteren Veranstaltungen miterleben. Einen Orden gab es natürlich trotzdem.

    Inzwischen kann auch sie schon wieder lachen über die Ereignisse auf der Bühne. Mehr als vier Stunden zogen Apelerns Narren einmal mehr alle Register. Niedersachsens Karnevalspräsident Diethard Frase weiß schon, warum er unter den vielen ihm vorliegenden Einladungen die hiesige bevorzugt: "Hier ist es doch am schönsten." Und auch der Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy ließ sich die humorvollen Reden nicht entgehen. "Ihr müsst im Bundestag ebenfalls Orden verteilen", riet Präsident Karl-Heinz Thum zur Auflockerung parlamentarischer Abläufe.

    Dass alle Darbietungen der Jecken vom Riesbach mit einem solchen Halsschmuck belohnt werden, gehört zum Ritual. Etliche dürften schon eine lange Reihe der blinkenden Plaketten besitzen. Zu solchen Urgesteinen gehört zum Beispiel Elfi Müller, die ihrer Rolle, dem vermeintlich starken männlichen Geschlecht die Grenzen aufzuzeigen, wiederum gerecht wurde. Der Beifall der Weiblichkeit war ihr sicher. Die "Rache" folgte auf dem Fuße: Tobias Möller plauderte unter anderem über die vier weiblichen Gehirnzellen: "Für jede Herdplatte eine".

    Zum Glanzlicht des Abends wurde die nochmalige Auferstehung von "Fürst Ernst". Diesmal ließ sich mit Hermann Doebel ein Apelerner Mime auf die Klagen der Einwohner ein. Nicht nur Insider tobten vor Vergnügen. Dass die Stimmung im Saal zu dieser Stunde schon immer mehr dem Höhepunkt zusteuerte, lag auch an der Kapelle Hülsede/Kathrinhagen. Deren Leiter Frank Rinne schaffte sogar das Kunststück, mitten in einem Posaunensolo einen Schluck aus dem vollen Bierglas zu nehmen.

    Auf der Bühne wurde indes Schwerstarbeit geleistet. Energisch schüttelte "Husar" Patrick Reinecke den Kopf, als er um eine Zugabe gebeten wurde: Die Anstrengung seines Tanzes mit Partnerin Katharina Thies stand ihm trotz anhaltenden Lächelns im Gesicht geschrieben. Und ähnlich mag es auch der Rot-Weiß-Garde, den "Schlümpfen", der Gruppe "Männerüberschuss" mit seinen "Zorro"-Szenen, dem "Jungen Ballett" mit einer Rocky-Show sowie den tanzenden Männern ergangen sein, die sich überdies beim Schuhplattler nicht nur auf die eigenen Schenkel beschränkten, sondern den Nachbarn auch mit Watschen bedachten. Verblüffendes schaffte die Gruppe "Beats for Beats": Ihre tanzende Weltreise war nur von sekundenschnellem Kleiderwechsel unterbrochen.

    Dass Apelerns Karneval keine Nachwuchssorgen kennt, musste Präsident Thum nicht lange erläutern. Für das letztmalig aufgetretene Funkenpaar und für die Verstärkung der Rot-Weiß-Garde steht schon viel versprechende Ergänzung bereit. Mit Maike Feuerhake wagte sich eine Tänzerin nun auch als Gesangssolistin ins Scheinwerferlicht. Und sogar ein Bühnenarbeiter stiefelte in die "Bütt": Markus Knief, der schon lange der Technikertruppe hinter den Kulissen angehört, zählte Narrenleiden auf und diagnostizierte Mitglieder des Elferrats, dass diese für einen Moment nur noch ganz gequält lächelten.

    Foto: al

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