STADTHAGEN. Stephan Wiksner, der erste Vorsitzende vom Freundeskreis der Stadtbücherei wendet sich im Namen des Vereines, schriftlich an die Mitglieder des Rates der Stadt Stadthagen: Die notwendige und undankbare Aufgabe, den Haushalt der Stadt sanieren zu müssen, ist zweifellos schwierig. Grundsätzlich mag es richtig sein, alle kommunalen Ausgaben auf den Prüfstand zu stellen, aber er möchte die Mitglieder bitten, den Kürzungsansatz für die Stadtbücherei noch einmal wohlwollend zu überprüfen, diesen zu verringern und nach Möglichkeit im Bereich der Stadtbücherei überhaupt auf jede Kürzung zu verzichten.
Dazu die Begründung: Kürzungen im Etat der Bücherei werden andernorts Kosten verursachen, die den finanziellen Spielraum der Kommune später weiter einschränken, die Attraktivität der Stadt für Bewohner und Besucher senken und im zentralen, die Zukunft vorbereitenden Bildungsbereich, eine empfindliche Schwächung bewirken. Die vorgesehene Einsparung von 8.000 Euro, die den Gesamtetat ohnehin nur wenig entlastet, konterkariert all jene Bemühungen zur Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, zur Leseförderung und zur frühkindlichen Förderung auch von sozial benachteiligten Kindern, deren gesellschaftliche Notwendigkeit über alle Parteigrenzen hinaus unumstritten ist. In diesem Bereich leistet der Freundeskreis - auf Anregung der Stadt - seit 2003 ehrenamtlich Arbeit, die dankenswerterweise in Feierstunden und bei runden Geburtstagen der Institution Stadtbücherei gewürdigt wird, für die der Verein sich aber von der Stadt auch nachhaltige Unterstützung wünscht, wenn unser ehrenamtliches Engagement nicht zu einem die schöne Fassade wahrenden Tromp d´oeil werden soll.
Einsparungen im "Masterplan Licht" sind sicher jederzeit sinnvoll, aber die Arbeitsfähigkeit und der soziale und kulturelle Wert einer arbeitsfähigen Bücherei, die gerade auch sozial Schwachen den Zugang in das Internet ermöglicht, sollte gewahrt werden. Eine Voraussetzung hierfür ist es, dass die Öffnungszeiten, die bereits 2009 um zwei Stunden gekürzt wurden, für alle Bürger erhalten bleiben. In einer Stadt wie Stadthagen ist das nur mit professionellen Kräften zu leisten.
Der Betriebsvergleich BIX der Bertelsmann Stiftung hat gezeigt, dass die Stadtbücherei Stadthagen schon jetzt einen erschreckend niedrigen Platz im Bereich der Ausstattung mit Finanzen und Personal hat, aber gleichzeitig einen hohen Platz im Bereich der Wirtschaftlichkeit erreicht.
Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wird also schon seit langem äußerst effizient gewirtschaftet, so das weitere Kürzungen nicht vertretbar sind. Dass die früheren Einschränkungen der Öffnungszeiten von 1906 Stunden (2008) auf 1770 Stunden im Jahr 2010 zum Rückgang der Entleihungen (von 177.743 auf 169.283) und der Zahl der Benutzer (von 3017 auf 2992) geführt hat. Mit Blick auf den Bildungsauftrag der Bücherei, vor allem aber mit Blick auf die geleistete Leseförderung deutet sich damit eine Entwicklung an, die gefährlich ist. Zwar konnte durch das Engagement der Mitarbeiterinnen der Bücherei (und ein wenig auch durch Aktivitäten des Freundeskreises wie zum Beispiel der Lesefuchs-Club, Bilderbuchkino und andere) die Zahl der Kinder unter zwölf Jahren, die in der Bücherei Medien entleihen, leicht gesteigert werden (von 667 im Jahre 2008, auf 701 im Jahr 2010), aber mit einer weiteren Einschränkung der Öffnungszeiten könnte dieser Lichtblick leicht verdüstert werden. Auch vor dem Hintergrund der Diskussion um eine "Bildungs-Card" für Kinder von Hartz-IV-Empfängern weist der Freundeskreis daraufhin, dass die Stadtbücherei mit ihrem umfassenden Angebot an Kindermedien eine solche "Bildungs-Card" inhaltlich schon lange zur Verfügung stellt. Gerade im Bereich der Leseförderung (unter anderem die Teilnahme am Projekt "Lesestart" für Kleinkinder, dem schon erwähnten Lesefuchs für Kinder von vier bis sechs Jahren sowie dem Angebot an Medienboxen für Schulen und Kindergärten) sind in den letzten Jahren wichtige Schwerpunkte gesetzt worden, die unter einer weiteren Einschränkung der Öffnungszeiten empfindlich leiden dürften.
Die Stadtbücherei ist eine zentrale Bildungseinrichtung und Teil der gesamten Bildungsinfrastruktur der Stadt. Die Bücherei hat bereits erhebliche Einsparungen geleistet und arbeitet mit den zugeteilten Mitteln äußerst effektiv. Der Freundeskreis der Stadtbücherei bittet die Ratsmitglieder deshalb, auf die geplanten Kürzungen im Etat der Bücherei zu verzichten, schreibt Wiksner.