HANNOVER/BURGWEDEL (bb). "Wir müssen realistisch bleiben", warnte Martin Kind, Präsident von Hannover 96, beim Medien-Neujahrstreff des Clubs im Hotel Kokenhof in Burgwedel vor zu hohen Erwartungen zu Beginn der Rückrunde. Noch einmal wie in der Hinserie 31 Punkte zu holen, sei sehr schwierig. Nachverpflichtungen seien nicht mehr geplant, aber auch nicht völlig ausgeschlossen, "wenn sich die Situation ergibt".
Die Mannschaft habe eine Entwicklung genommen, "die so in dieser Dynamik nicht zu erwarten war", so Kind beim Rückblick vor Medienvertretern. Allerdings sei diese Entwicklung kein Zufall, sondern Folge des Wirkens des Trainerteams um Mirko Slomka. Gemeinsam habe man eine neue Transferstrategie entwickelt. 96 bevorzuge die Verpflichtung junger, schneller und entwicklungsfähiger Spieler, Ablösesummen sollen nur in Ausnahmefällen gezahlt werden. Hinzu kämen einige erfahrene Akteure, um den richtige Mix für ein funktionierendes Gesamtgefüge zu erhalten. Die Erfolge der Mannschaft erhöhten die Akzeptanz des Teams in der Region. Mit einem Schnitt von bisher rund 42 000 Zuschauern pro Heimspiel bewege sich der Club deutlich über dem geplanten Schnitt von 38 000 Besuchern. Aufgrund der erhöhten Einnahmen spreche alles dafür, dass man in dieser Saison das gesteckte Ziel problemlos erreiche, im operativen Geschäft keine Verluste zu machen. Dies sei allerdings auch nötig, schließlich habe 96 in 2009/2010 gerade eine "Katastrophensaison" hinter sich gebracht. Die Erschütterung über den Tod Robert Enkes in Mannschaft und Umfeld habe zu einer sportlichen Talfahrt geführt. Mit hohem Kraftaufwand sei der Abstieg verhindert worden, damit verbunden sei jedoch ein wirtschaftlicher Verlust von sechs Millionen Euro, insgesamt hätten die vergangenen vier Jahre den Verein bilanztechnisch deutlich zurückgeworfen, hielt Kind fest.
So erfreulich die Entwicklung der Hinrunde sei, es bleibe für den Club noch sehr viel zu tun. Erfolgreich sei man erst, wenn man pro Saison Dauerkarten in einer Größenordnung von 35 000 absetze, das Stadion praktisch ständig ausverkauft sei. Gerade im Dauerkartenbereich hinke man Clubs auch in kleineren Städten hinterher. Nachverpflichtungen im Winter seien nicht geplant, so Kind. In der Vergangenheit habe 96 dies immer nötig gehabt. Diese seien jedoch stets schwierig in einem begrenzten Markt und teuer. Allerdings schließe er eine Nachverpflichtung auch nicht aus, "wenn sich die Situation ergibt".Foto: bb