RINTELN (ste). Die Neujahrsrede des Bürgermeisters anlässlich des Empfangs im Brückentorsaal hatte zwei Überraschungen für die aufmerksamen Zuhörer parat. Zum einen bekannte sich der Bürgermeister ausdrücklich zum Ankauf des "Alten Hafens", den er für die Bezeichnung von Rinteln als "Stadt an der Weser" als Schlüsselgrundstück für eine öffentliche Nutzung ansah. Private Investitionsinteressen sollten an diesem Punkt zurücktreten, so Buchholz. Zum anderen teilte Buchholz mit, dass es zwei wichtige Baugenehmigungen in diesem Jahr gebe. Die neue Rettungsleitstelle wird an der Steinberger Straße gebaut und nicht weit weg wird Mc Donald‘s eine Filiale an der Konrad-Adenauer-Straße bauen. Da klatschte insbesondere die Jugend aus dem Blasorchester kräftig Beifall.
Kalte Dusche - warmer Regen
Gebuddelt wird in der
ganzen Stadt
Werbung für die Stadtwerke
Haushaltskonsolidierung
hat Priorität
Integration läuft in Rinteln gut
Erstmals waren zum Neujahrs-empfang der Stadt nicht nur diejenigen geladen, die von den zehn Ortsräten als Menschen mit besonderem bürgerschaftlichen Engagement vorgeschlagen waren; diesmal waren auch die 672 Neubürger der Stadt angeschrieben, die sich im letzten Jahr Rinteln als ihre neue Heimat aussuchten. Der ersten Gruppe dankte der Bürgermeister für ihr ehrenamtliches Engagement und gab ihnen Mutter Theresas Spruch mit auf den Weg: "Je mehr Du gibst, desto mehr emfängst Du!"
Der zweiten Gruppe nannte der Bürgermeister seine Telefonnummer im Rathaus: "Wenn Ihnen mit ihrem frischen Blick auf die Stadt etwas auffällt, was wir noch verbessern können, dann rufen Sie mich an: 403-111!" Buchholz dankte Martin Nagel vom Jugendblasorchester für die musikalische Untermalung des Nachmittags und der VTR mit Bernd Jäger für die sportlichen Darbietungen auf der Bühne.
Die Schwankungen der Konjunktur haben in Rintelns Haushalt einen Wechsel zwischen "Kalter Dusche und warmen Regen" gegeben. Größtes Problem der Stadt: die hohen Infrastrukturaufgaben. Dabei ist Rinteln seinem Ziel treu geblieben, die "kinderfreundlichste Stadt in Schaumburg" zu bleiben: "Wir haben keine Bildungspolitik nach Kassenlage gemacht", versicherte der Bürgermeister. Er verwies auf die guten Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Rinteln und die Tatsache, dass alle Rintelner Grundschulen Ganztagsschulen geworden sind. Jetzt muss es nur noch mehr Kinder im Durchschnitt pro Familie geben!
Kritik übte der Bürgermeister am Land Niedersachsen. Seit November 2009 schlummert dort ein Antrag auf Einrichtung einer Rintelner IGS: "Würden wir so langsam arbeiten, dann würde man uns zu Recht auf die Pelle rücken!"
Der Winter hat auch in diesem Jahr beträchtliche Schäden an den Straßen hinterlassen. Schon im vergangenen Jahr musste ein Sonderprogramm von 150.000 Euro für die Sanierung von Winterschäden aufgelegt werden; in diesem Jahr wird es nicht weniger sein. Bei der Alte Todenmanner Straße war es mit einer Oberflächenkosmetik nicht mehr getan. Wenn die Baumaßnahme im nächsten Jahr abgeschlossen ist, werden insgesamt 1,7 Millionen Euro verbaut sein.
Gebuddelt wird auch in Steinbergen im Abwasserbereich. "Während man die Investitionen unter der Erde erst schätzen lernt, wenn etwas nicht funktioniert, kann man die überirdischen Maßnahmen sofort genießen", so der Bürgermeister, der den sanierten Schlingpark oder den neuen Treidelpfad nannte.
Auch Dorferneuerungsmaßnahmen oder das neu aufgelegt Sanierungsprogramm für Häuser in der Rintelner Innenstadt lassen Fördermittel deutlich sichtbar werden. "Davon profitiert insbesondere das heimische Handwerk", so Buchholz, der hervorhob, dass Fördermittel in der Regel das Fünffache an privaten Investitionen auslösen. Aus Förderprogrammen sind auch 110.000 Euro für den Umbau des Uferbereiches am Brückentorkomplex vorgesehen, wo eine durch Bäume gesäumte Promenade entstehen soll.
Die Rintelner Stadtwerke sind auf einem energiepolitisch gutem Weg. Statt auf billigen Atomstrom zu setzen, speisten sie im vergangenen Jahr gut zehn Millionen Kilowattstunden Strom aus regenerativen Quellen in das Netz ein. "Da kann man nur staunend bis kopfschüttelnd beobachten, wie es den vier großen Energieversorgern gelungen ist, eine Laufzeitverlängerung für ihre Atomkraftwerke in Berlin durchzusetzen", kritisiert der Bürgermeister. Diese seiner Meinung nach falsche Weichenstellung macht es den kleinen Versorgern schwierig, dem Preisdruck Stand zu halten. Buchholz mahnte daher: "Stärken Sie unseren Stadtwerken den Rücken, hier haben sie noch kompetente Ansprechpartner und kein Callcenter in der Leitung!"
Die Haushaltskonsolidierung bleibt eine Daueraufgabe für Rat und Verwaltung. Dabei hat Rinteln aufgrund seiner Infrastruktur mit 18 Ortsteilen besonders hohe Fixkosten. Die Verwaltung selbst hat durch Personalabbau ihren Teil zur Einsparung beigetragen, jetzt müssen weitere kostenträchtige Posten auf den Prüfstand. Stichworte sind hier die Übernahme von Dorfgemeinschaftshäusern und Sportstätten durch Vereine und auch die Zukunft der Grundschulen und Ortsfeuerwehren. "Bei allen noch so kontroversen Diskussionen sollte man aber immer die berühmte Kirche im Dorf lassen", mahnte der Bürgermeister.
Bürgermeiter Buchholz machte keinen Hehl daraus, dass die Integrationsdebatte im letzten Jahr seiner Meinung nach zu hitzig verlaufen sei. "Ein bisschen mehr Gelassenheit hätte hier nicht geschadet", so Buchholz, der für Rinteln eine gute Integration der hier lebenden Menschen feststellte. Ein Baustein dabei ist vor allen Dingen gegenseitiger Respekt, zum anderen Menschen, die Integration leben und weitergeben. Einer von ihnen ist Murat Demirel vom türkischen Kulturverein. Die Gruppe "Mevlana Camii Ekibi Efe" eroberte die Bühne und zeigte folk-
loristische und moderne Tänze.
Foto: ste