RODENBERG (bb). Mit einer scharfen Attacke auf Bürgermeister Günter Altenburg hat Hans Janietz Ansätze zu besinnlicher Stimmung beim Neujahrsempfang der Stadt Rodenberg zur Seite gewischt. Janietz, lange Jahre Vorsitzender der Rodenberger Briefmarkenfreunde, kritisierte die Entscheidungen zur Auswahl von zu ehrenden Rodenbergern scharf, warf Altenburg in diesem Zusammenhang Gutsherrenmentalität vor und legte ihm den Rücktritt nahe.
Janietz leitete seine Wortmeldung mit einem Lob für die Tätigkeit von Stadtdirektor Uwe Heilmann und seinen Verwaltungsmitarbeitern ein. Ebenso betonte er, dass sich sein Beitrag nicht gegen die bisher Geehrten richte, um dann um so schärfer zur Attacke auf Günter Altenburg überzugehen. "Nach Gutsherrenart" verfahre der Bürgermeister bei der Auszeichnung verdienter Bürger, erklärte Janietz. Mehrfach seien Rodenberger von Altenburg für Ehrungen nicht berücksichtig worden, weil diese aus bestimmten Vereinen oder Gremien ausgetreten seien. Verdienste auf anderen Feldern zum Wohle der Allgemeinheit würden auf diese Weise nicht anerkannt, so Janietz.
Es sei fraglich, ob Bürgermeister Altenburg zu einer neutralen Auswahl überhaupt in der Lage und für sein Amt noch geeignet sei. Kritik an der Praxis der Ehrungen aber auch darüber hinaus hätten auch andere Bürger geäußert, das Verhalten Altenburgs werde von vielen als "unmöglich beziehungsweise katastrophal" empfunden, erklärte Janietz. Diese würden sich jedoch scheuen, ihre Kritik öffentlich auszusprechen, aus Furcht vor "Retourkutschen". Janietz endete mit der Bitte, ihm die Kritik in einem solchen Rahmen nachzusehen. "Solche Fragen müssen jedoch auch an diesem Tag gestattet sein", erklärte er. Er erwarte für seine Rede keinen Beifall. Janietz bekam auch keinen Applaus, erntete dagegen vielfach Stirnrunzeln an den Tischen. Viele der Gäste bezeichneten in anschließenden Gesprächen seinen Beitrag als unpassend und ungehörig.
Günter Altenburg verzichtete auf eine Antwort auf die Vorwürfe. Stadtdirektor Uwe Heilmann unterstützte Altenburg und wies die Kritik zurück. Die Entscheidungen für die Ehrungen treffe der Rat gemeinschaftlich, die Vorschläge kämen von den Fraktionen, hielt Heilmann fest. Der Bürgermeister nehme die Ehrungen dann offiziell vor. Dabei wolle die Stadt keine "Inflation produzieren", deshalb werde die Anzahl der Personen auf ein bis zwei pro Jahr beschränkt. Er finde es schade, dass Janietz diesen Beitrag auf dem Neujahrsempfang geleistet habe.