STADTHAGEN (wtz). Voll war es wieder im Saal des Stadthäger Schützenhauses als Heringspfleger Horst Hesse die Gäste zur diesjährigen Wohltätigkeitsveranstaltung Matjes mit Musik begrüßen konnte. Ganz besonders am Herzen lag ihm in diesem Jahr der im Februar aus seinem Amt scheidende Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier. Im Laufe des Abends wurde er als Volkstribun zum Heringskönig honoris causa (ehrenhalber) ernannt.
Um sich Gehör zu verschaffen musste Horst Hesse trotz seiner kräftigen Stimme schon deutlich gegen eine sich rege unterhaltende Meute von Matjesfreunden ankämpfen. Nach wiederholter Bitte um Mäßigung drohte er pauschal die dritte Verwarnung an: "Das ist, wenn ich einzelne Personen direkt anspreche", so der in diesem Moment zum Gästebändiger "mutierte" Heringspfleger. Erst dann konnte er – mit einer den Rauchern geschuldeten Verspätung von über 15 Minuten - einige Gäste des Abends namentlich begrüßen.
Wenige Damen, mehrere Bürgermeister, viele Vertreter aus Handel und Wirtschaft sowie der heimischen Bankenwelt waren unter den zahlreichen Matjesfreunden auszumachen. Diesmal auch wieder Burkhard Balz. Der Abgeordnete des Europäischen Parlaments war nicht wie im vergangenen Jahr auf der Autobahn eigeschneit. Einige Gäste auf der Namensliste von Horst Hesse fanden sich im Saal jedoch nicht wider.
Dafür Heinz-Gerhard Schöttelndreier als treuer Freund der Benefizveranstaltung. Ihn würdigte Horst Hesse als Volkstribun; als Mann des Volkes, der hohe Achtung besitze und geschichtlich als unantastbar zu gelten habe. "Wer einen Volkstribun körperlich attackierte, der konnte als Hochverräter hingerichtet werden", so Hesse
"Der Volkstribun bewegte sich daher demonstrativ unbewaffnet und ließ auch nachts die Tür seines Hauses unverschlossen", offenbarte er weitere Geschichtskenntnisse mit dem Ansinnen, Heinz-Gerhard Schöttelndreier besonders zu ehren.
Dank seiner unterstützenden Tätigkeit als Landrat für die Veranstaltung Matjes mit Musik wurde er unter dem Beifall der Gäste zum "Heringskönig honoris causa" ernannt.
Als amtierender Heringskönig widmete sich Ewald Scheper in seiner Festrede nicht dem Matjes. Denn, "über ihn wurde in den vorangegangenen Veranstaltungen genug geredet und gedichtet."
Seine Ansprache an die versammelten Matjesfreunde hatte persönliche Inhalte - die Zehntscheune als Eltern-und Geburtshaus des Heringskönigs. "Ich denke, im Rathaus rauchen immer noch die Köpfe, wozu dieses Haus zu gebrauchen sein könnte", so Scheper.
Ihm ist das Haus noch als "fürstliches Waschhaus" in Erinnerung. Ewald Scheper offenbarte geschichtliche Ereignisse rund um die Zehntscheune und freute sich, dass der Erlös der Veranstaltung in diesem Jahr zu deren Erhalt dienen soll. Stadthagens Bürgermeister Bernd Hellmann bedankte sich bei Ewald Scheper für seine tolle Rede und machte deutlich, dass sich die Stadt mit seiner Entscheidung für das Projekt Zeit lassen werde.
Ziel sei es, die Zehntscheune in das Ensemble der sie umgebenden Denkmäler ansprechend zu integrieren. Er dankte für die Spende, machte aber deutlich, dass auch Steuergelder, für die Realisierung des Projekts zum Einsatz kommen müssen.
So dann folgte die Hauptattraktion des Abends. Im Spalier der stehenden Gäste hielten die Bückeburger Jäger Einzug in den Saal.
Unter der bewährten Leitung von Heiko Deterding spielten sie auch in diesem Jahr wieder kostenlos zur Unterhaltung der Matjesfreunde. Danach gab Horst Hesse einen neuen Lieferanten für die 1.000 Matjesfilets bekannt. Diese kommen nicht mehr direkt aus Holland, sondern über den ehemaligen Heringszüchter Fritz Dreyer auf die Teller.
Zu den erstklassigen Kartoffeln von Arthur Adam ließen sich die Gäste den köstlichen Fisch mit einem frischen Schaumburger Bier munden. Foto: wtz