HÜLSEDE (al). Die genau 35 Jahre währende Alpinski-Szene am Süntelrand bei Hülsede gehört der Vergangenheit an: Der kleine Schlepplift, der bei geeigneten Bedingungen Abfahrtsläufer am Kehen Brink aufwärts gezogen hat, damit diese eine immerhin 150 Meter lange Schussfahrt ins Tal antreten können, wird nicht mehr betrieben. Der Grund: Ein neues Landesgesetz, das sich Vorgaben der Europäischen Union angleichen muss, verlangt hohen finanziellen Aufwand.
Hülsede war für wintersportbegeisterte Schaumburger ein Geheimtipp. Schon kleine Schneemengen erlaubten an dem kleinen Nordhang Rodelspaß. Wenn sich aber die weiße Pracht immer mehr türmte, warfen Mitglieder der Skisparte des TuS Concordia Hülsede ihre Pistenraupe an und präparierten die Fläche für die Skiläufer. Der Motor eines alten Forst-Lkw bewegte ein langes Drahtseil. An diesem Schlepplift konnten sich Mitglieder und Besucher mit Hilfe eines eingeklinkten Griffs wieder auf den kleinen Berg ziehen lassen.
In manchem milden Winter blieb der Spaß aus. Rieselten jedoch viele Flocken aus den Wolken über dem Sünteltal, wurden sogar kleine Turniere und Meisterschaften organisiert. Doch damit ist jetzt Schluss: "Jetzt haben wir endlich viel Schnee", bedauert Heidrun Metfies, "und jetzt geht es mit dem Lift zu Ende".
Aber ihr Mann Jürgen, der die Sparte einst begründete und lange Zeit Vorsitzender war, sieht mit Nachfolger Sven Bergmann und weiteren Vereinsverantwortlichen keine andere Lösung. "Der Aufwand lohnt sich nicht", zählt er eine nun fällige Baugenehmigung, regelmäßige TÜV-Prüfungen und den Abschluss einer Versicherung auf. Schon bisher hätten die Einnahmen aus dem Liftbetrieb kaum die Kosten für den Dieselkraftstoff gedeckt. Ein wenig Resignation klingt bei Metfies schon mit. Als in den siebziger Jahren der Hang präpariert und die technischen Einrichtungen mit viel ehrenamtlichem Engagement geschaffen worden waren, "hat doch niemand an eine Baugenehmigung gedacht".
Doch das neue Niedersächsische Gesetz über Eisenbahnen und Seilbahnen (NESG), das Ende 2004 eine bestehende alte Vorschrift von 1957 ablöste, stellt Schlepplifte mit Seilbahnen gleich und verlangt auch für bestehende Aufzüge Baugenehmigungen und weitere Voraussetzungen für den ständigen Betrieb.
"Wir reden hier von 150 Metern Abfahrt", sagt Bergmann verdrießlich. Doch er sieht keine Möglichkeit, die intakten Vorrichtungen wieder in Gang zu setzen. So bittet er alle Skifans aus dem Ort und der Region um Verständnis, wenn es trotz Schneereichtums nichts mehr mit dem Alpinvergnügen wird.
Der alte Forst-Lkw bleibt dennoch im Wald stehen. Sein Motor soll zumindest das Flutlicht antreiben, damit künftig noch mehr als bisher das Rodelvergnügen möglich ist. "Dafür gibt es nämlich keine gesetzlichen Vorschriften", freut sich Bergmann. Und um das Ganze noch ein wenig aufzuwerten, hat sich die Sparte soeben um eine Schankerlaubnis für die verbleibenden Wintermonate bemüht. Liegt Schnee in Mengen, wird aus den weißen Mengen sogar ein Tresen errichtet, an dem es heiße Getränke gegen kalte Hände und Füße gibt.
Auch aus anderen Gründen will sich die Skisparte der Concorden nicht auflösen. Wenn demnächst die neue Halle in Betrieb genommen wird, steht bereits eine Übungsleiterin für einen Skigymnastikkurs zur Verfügung. Im Sommer bieten zwei Trainer regelmäßig "Nordic Walking"-Touren an. Außerdem unternimmt die Sparte regelmäßig Wandertouren und organisiert eine Skifreizeit in den Alpen. "Wir stecken doch den Kopf nicht in den Sand", gibt sich Bergmann optimistisch. Mit Schnee wissen die Hülseder künftig auch ohne Schlepplift etwas anzufangen. Foto: al