1. Fußballprofi Charles Takyi im Interview

    Spieler spricht über Fußball, Gott und Kinderarmut

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    LINDHORST (mk). Neben Politikern, Bischöfen und Sängern, berichtet mit Charles Takyi der erste Fußball-Profi über seine Erfahrungen mit Kinderarmut. Wer mit dem FC St. Pauli Kontakt aufnimmt merkt schnell, dieser Verein ist anders als andere Vereine. "Ein offener, unkomplizierter und höflicher Umgang fällt auf", berichtet Matthias Hinse, Bürgerinitiative "Wir für soziale Gerechtigkeit". Über Josip Grbavac, der im Bereich Projektverantwortung Vereinsmedien beim FC St. Pauli zuständig ist, kam der Kontakt mit dem Bundesliga Club zustande.

    Takyi ist seit 2006 bei den Kiez-Kickern unter Vertrag. Er ist 1984 in Ghana geboren und lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Deutschland er besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft. Takyi, der eng mit Gerald Asamoah befreundet ist, ließ sich nicht zweimal bitten, das Interview für die BI zu führen. Hinse und Tochter nahmen das Freundschaftsspiel des Kiez-Clubs beim FC Stadthagen zum Anlas, Charles Takyi kennen zu lernen.

    Hinse: Was hat sie als Kind glücklich gemacht?

    Haben Sie Sich als Kind einmal arm gefühlt?

    Stimmt die Gleichung "reich gleich glücklich"?

    Welche Auswirkung hat Armut auf die Entwicklung von Kindern?

    Wie kann man Kinderarmut bekämpfen?

    Was würden Sie einem armen Kind ins Poesiealbum schreiben?

    Fußballprofi Charles Takyi (li.) im Gespräch mit Matthias Hinse und dessen Tochter.

    Glücklich gemacht hat mich immer, wenn ich meinen Ball in der Hand hatte und draußen auf dem Bolzplatz mit meinen Freunden Fußball spielen konnte. Dementsprechend war es immer schlecht, wenn es geregnet hat. Dann musste man nämlich zu Hause bleiben (lacht).

    Ich bin in ärmlichen Verhältnissen groß geworden. Wir hatten, was materielle Sachen angeht, wenig. Ich bin nicht - wie manch anderer meiner Generation - mit Videospielen oder ähnlichem groß geworden, sondern wirklich mit meinem Fußball und viel Bewegung im Freien. Trotzdem hat es mir an nichts gefehlt, ich hatte viel Spaß in meiner Kindheit und Eltern, die mich mit Glaube erzogen haben. Uns hat zwar eine Menge gefehlt, trotzdem waren wir glücklich.

    Meine Mutter hat das immer sehr schön gesagt: "Reich kannst du auch durch deinen Glauben werden." Man ist auch reich beschenkt, wenn alle gesund sind und jeder dem nachgehen kann, was ihm Freude bereitet.

    Ich denke, man muss unterscheiden zwischen Armut in Deutschland und Armut in Dritte Welt Ländern wie zum Beispiel in Afrika. Dort sind die Umstände bei armen Kindern deutlich grausamer als hier, es wird tatsächlich um jedes Stück Brot gekämpft. Hier in Deutschland haben wir ein System, das schützen soll. Kinder merken auch eigentlich erst im Teenager-Alter, dass sie wirklich arm sind, wenn man sich plötzlich nicht die neuesten Schuhe oder Hosen leisten kann. Der Druck von anderen Jugendlichen kann dann schon sehr stark sein.

    Es ist schwierig - und fängt aber bei jedem Einzelnen an. Wir, die Glück hatten und materiell viel besitzen, müssen helfen. Das ist mit Worten nicht getan. Am einfachsten ist es, zuerst in seiner unmittelbaren Umgebung zu helfen. Wenn man nicht vergisst, wo man her kommt, ist das zwar nur ein erster, kleiner Schritt aber besser als gar nichts.

    Glaube an deine Ziele, glaube an Gott und bleibe hartnäckig, bei dem was du schaffen möchtest. Wenn du dafür kämpfst, wirst du deine Ziele auch erreichen. Foto: p.

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