1. Tierschützer fordern Zwangskastration

    Bürgermeister signalisieren Unterstützung für "Paderborner Modell" / Tierheime leiden unter chronischer Überfüllung

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    RODENBERG/BAD NENNDORF (pd). Jutta Schneider, die Vorsitzende vom Tierschutzverein Rodenberg, Bad Nenndorf und Umgegend, weiß nur noch einen Ausweg: Um die unkontrollierte Vermehrung von Katzen zu stoppen, sieht sie als letzte drastische Maßnahme die Zwangskastration als Lösung. Tag täglich kämpfen sie und ihre unermüdlichen Ehrenamtlichen in der Tierauffangstation mit der Flut von Katzen und deren Nachwuchs, die das Katzenhaus förmlich übervölkern. Viele der Tiere, die abgegeben oder aufgefunden werden, sind in einem erbärmlichen gesundheitlichen Zustand. Welpen sind verwurmt, die Muttertiere ausgemergelt. Das "Paderborner Modell", das eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen zum Inhalt hat, sieht Schneider als möglichen Weg, der Überpopulation Herr zu werden. Jetzt hat sie sich an die Samtgemeindebürgermeister von Nenndorf und Rodenberg gewandt, um diese als Unterstützer für sich zu gewinnen.

    Auch dieses kleine Kätzchen ist kurz nach der Geburt in der Tierauffangstation gelandet.

    "Wir sind schon mehr als überbelegt", bedauert Jutta Schneider und zeigt auf das übervolle Katzenhaus und mehrere Körbchen, in denen Jungtiere liegen. Ihre Klagen sind nicht neu. Immer und immer wieder macht sie die Öffentlichkeit auf das Problem der unkontrollierten Vermehrung aufmerksam. Die realen Zahlen zu nennen, traut sie sich gar nicht, weil die Auffangstation eigentlich für diese vielen Tiere gar nicht gebaut wurde. "Was sollen wir aber machen. Wir können die Katzen doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen", klagt die Vorsitzende. Sie verweist auch auf die Tatsache, dass nur wenige Katzen wieder in gute Hände vermittelt werden können. Und da gibt es ja auch die hohe Zahl an verwilderten scheuen Katzen, die überhaupt nicht als "Haustiere" gehalten werden können.

    Bei der Bewältigung des Problems sieht sich Schneider zusammen mit anderen Tierschutzvereinen in der Region in einem Boot. Und auch die Samtgemeinden Nenndorf und Rodenberg sowie der Landkreis seien gefordert, den ehrenamtlichen Tierschützern zur Seite zu stehen. "Die Katzenvermehrung müssen wir in den Griff bekommen. Wir sind am Ende unserer Unterbringungskapazitäten und Leistungsfähigkeit angekommen". Schneider ist auch sauer über vermeintliche "Katzenfreunde", die in ihrer Nachbarschaft mehrere Futterstellen für herrenlose Tiere bedienen. Diese Tiere werden irgendwann einmal ein "Fall für den Tierschutz", weiß die Vorsitzende aus langjähriger Erfahrung. Gerade erst kürzlich sind in Hülsede "wie aus dem Nichts 14 Katzen aufgetaucht".

    Eine Lösung soll das "Paderborner Modell" sein. Als erste Kommune hat diese Stadt vor zwei Jahren eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für freilaufende Tiere erlassen. Herrenlose Tiere will der Tierschutzverein einsammeln und kastrieren lassen, um so die unkontrollierte Fortpflanzung einzudämmen. Ein Passus in der Verordnung lautet genau "Katzenhalter, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, habe diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Dieses gilt nicht für weniger als fünf Monate alte Katzen. Als Katzenhalter im vorstehenden Sinne gilt auch, wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt". Bei Nichtbeachtung der Kastrationspflicht kann ein Bußgeld verhängt werden.

    "Wir dürfen den Tierschutz nicht überfordern", meint dazu Rodenbergs Verwaltungschef Uwe Heilmann. "Die machen gute Arbeit und wenn die unsere Hilfe brauchen, werden wir diese nicht verweigern". Die Problematik sei bereits im Samtgemeindeausschuss thematisiert worden. In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis wolle Rodenberg eine gute Lösung finden. Grundsätzlich positiv stehe man auch im Bad Nenndorfer Rathaus zu der Absicht des hiesigen Tierschutzvereins, das "Paderborner Modell" hier einzuführen. "Wir müssen uns bemühen, mit allen beteiligten Gremien ein befriedigendes Ergebnis zu finden", bekräftigt Bernd Reese. Der Nenndorfer Samtgemeindebürgermeister sieht auf der einen Seite die Notwendigkeit, rasch zu handeln. Andererseits warnt er aber auch davor, die "emotionale Rolle" in dieser Frage zu vergessen. Auch in Nenndorfer sei das Thema im Samtgemeindeausschuss bereits angesprochen worden. "Mich persönlich hat Frau Schneider mit ihren Argumenten überzeugt, jetzt müssen weitere Abstimmungen mit dem Landkreis erfolgen". Der Tierschutzverein befände sich ohne Zweifel in einer Notsituation, in der man helfen müsse, gibt Reese klar zu verstehen. Foto:pd

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an