WIEDENSAHL (ed). Ernst Eickhoff sollte Recht behalten: "Wenn der Kindergarten feiert, herrscht in Wiedensahl Pastorenwetter". Genauso war es in dieser aktuellen Regenperiode auch am Sonntag. Als der Max-und-Moritz-Kindergarten seinen 40. Geburtstag mit einem dreistufigen Programm beging, gab es vor dem Gang zum abendlichen Festgottesdienst sogar einen farbintensiven Sonnenuntergang zu bewundern.
Das lag der vormittägliche Festakt mit geladenen Gästen schon einige Stunden zurück. Im Mittelpunkt dieser Feier standen mit der Pädagogin Maria Strecker und ihrem Mann Helmut, dem damaligen Pastor im Wilhelm-Busch-Geburtsort, die Inititatoren des am 1. November 1970 eröffneten Kinderspielkreises im damals auch durch diese Aktion vor dem Abriss bewahrten Alten Pfarrhaus.
In den Mittelpunkt ihrer Begrüßung hatte Kindergarten-Leiterin Ingrid Sölter die afrikanische Weisheit "Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf" gestellt. Da das - wenn auch hier in den letzten Jahren mit deutlichen Abstrichen - in Wiedensahl häufiger zu erfahren sei, als in anderen Kommunen, sprach sie vielfältigen Dank aus, an alle, auf die man immer wieder zählen könne, wie zum Beispiel auch bei der Vorbereitung dieses Festtages. Als herausragendes Beispiel benannte sie Ernst Eickhoff, der seit dem ersten Sommerfest in 40 Jahren für die Rasenspiele sich immer neue Attraktionen hatte einfallen lassen.
Für die St.-Nicolai-Kirchengemeinde als Träger der Einrichtung, die vor 16 Jahren die damals grundlegend angepassten und noch heute als großzügig angesehenen Räume in der ehemaligen Dorfschule bezog und vor zehn Jahren zum Kindergarten aufgewertet wurde, machte Pastorin Susanne Link-Köhler deutlich, dass ein Dorf seien Kinder brauche, "um lebendig zu bleiben. Mit ihnen werden die Grundlagen geschaffen für Vielfalt im Ort". Mit Geschenken dankte sie neben den Streckers der ersten Generation der Betreuerinnen. Maria Strecker erinnerte an die Gründerzeit, als junge Väter das Pfarrhaus entrümpelt und saniert hätten und Frauen sich per Lektüre und Hospitationen auf ihre künftigen Aufgaben in der vorschulischen Kinderbetreuung vorbereitet hatten. Und mit Blick auf das damals zur Disposition stehende weit über 400 Jahre alte Pfarrbauernhaus: "Es brauchte seine Zeit. Wir mussten uns erst wieder in dieses Gebäude verlieben". Sicher auch mit Blick auf dieses bauliche Fachwerk-Kleinod ermunterte Marlene Dreyer zu einem neuen Elan des Anfassens und Machens "wie damals bei den Streckers". Zielrichtng in einer sich dramatisch verändernden Demographie müssten diesmal aber die Senioren des historischen Marktfleckens sein. Nach einem herzhaften Imbiss schloss sich die Eröffnung einer umfangreichen Kinderkunstausstellung an, die einen umfassenden Eindruck vermittelte von der Kreativität der jungen Künstler. Zwei an diesem Jubeltag geschaffene Gemeinschaftsbilder mit je 20 individuell gestalteten Blumenmotiven von Kindern und Erwachsenen wird künftig an diese Feier erinnern.
Beim öffentlichen Kinderfest mit Kaspertheater, Schminkecke, Fotoausstellung, Kreativ- und Bewegungsangeboten sowie der ersten öffentlichen Präsentation eines Films von Heinrich Peeck-Ruge sen. vom Mitmach-Zirkusprojekt des Kindergartens im vergangenen Sommer waren die per Fahrradantrieb bediente Dinkel-Mühle und ein Musikworkshop mit den WM-bekannten Vuvuzelas als besonderen Attraktionen. Mit dem Abendrot im Rücken und dem Posaunenchor vorweg ging es schließlich gemeinsam zum Festgottesdienst in die nahe St. Nicolai-Kirche. Hier stand unter Mitwirkung der Kindergarten-Kinder die altersgerecht aufbereitete Legende vom heiligen St. Martin im Mittelpunkt der Betrachtungen der Pastorin. Mit ihren Laternen zogen die Kinder aus der Kirche. Nach einen Umzug um den Dorfteich "Sahl" mit Verpflegungsunterbrechung erwiesen sie mit ihren Liedern gemeinsam mit Geschwistern, Eltern und Großeltern beim Punsch am Lagerfeuer vor dem Alten Pfarrhaus dieser Keimzelle der vorschulischen Pädagogik in Wiedensahl ihre Referenz. Foto: privat