OBERNKIRCHEN (wa). Vom gleichen Nenner weit entfernt: Während einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt schieden sich beim Thema Gesamtklinikum Schaumburg erneut die Geister zwischen der Bürgerinitiative und den Ratsherren. "Wer sind wir denn, dass wir uns mit so etwas beschäftigen müssen", sagte Wilhelm Mevert, Fraktionsvorsitzender der SPD Obernkirchen. Gemeint waren damit die Anliegen der Klinikum-Gegner. Allen voran die "Bürgerinitiative gegen den Bau eines Krankenhauses in der Feldmark Vehlen". Landschaftsarchitekt und Stadtplaner, Georg von Luckwald, zeigte in einer Präsentation erneut auf, welche Kriterien die Feldmark Vehlen zu einem optimalen Standort machen. Es sei bereits die 36. Änderung der Flächennutzungsplanung, so Luckwald. Die auf den Plänen als "F" gekennzeichnete Fläche, das Vehler Feld, sei der konfliktärmste Bereich für alle vorhandenen Schutzgüter. Dazu gehören der Mensch, Natur und Landschaft, Boden, Luft sowie das Grundwasser. Natürlich sei es am optimalsten, das Gebäude auf einer bereits bestehenden Industriefläche zu bauen, wie es die Landesraumordnung vorschlage - doch mit einem Krankenhaus ließe sich das nicht umsetzen, so der Landschaftsarchitekt. Die Feldmark biete die beste Lösung für die Standortfrage: Keine Bergbaustollen unter Tage, keine Einschränkungen für den Flugverkehr der Bundeswehr in Achum, keine Hochwassergefahr. Eine "krankenhauswirtschaftliche" Analyse habe zudem ergeben, dass die ausgewerteten Fahrzeitzonen im vorgegebenen Rahmen liegen, so Luckwald. Von großer Bedeutung für Horst Sassenberg, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat ist, dass man durch den Klinikbau dem Bevölkerungsverlust in der Bergstadt und in Bad Eilsen vorbeugen könne. Für alle Obernkirchener Bürger müsse die Feldmark Vehlen ein Wunschstandort sein, so Sassenberg. Bürgermeister Oliver Schäfer sieht es ähnlich: Die Stadt werde mittelfristig von dem Krankenhaus profitieren. Schließlich sei die Bergstadt aufgrund der Bauhöhenbeschränkung durch den Flugplatz in Achum sehr eingeschränkt. Er sei froh, dass die Fläche "F" überhaupt existiere, so Schäfer. Als einziger Kritiker auf der Ratsherren-Seite befand sich Thomas Stübke, Fraktionsvorsitzender des Bündnis90/Grüne. Er bevorzuge zwei Standorte in Nienstädt, dort sei der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) besser geregelt. Stübke sehe die Feldmark Vehlen in der ÖPNV-Frage "zu weit ab vom Schuss". Aus den Reihen der Bürger meldete sich Dietrich Steinmann zu Wort. Er finde es empörend die Fläche in der Vehler Feldmark unter Zeitdruck zu verschwenden. Er halte weitere Standortprüfungen für sinnvoll. Auf die Frage der Bürgerinitiative, inwiefern das Krankenhaus zukunftsträchtig sei und welche Entwicklungschancen sich für Obernkirchen ergeben, wusste keiner der Ratsherren zu antworten. Einzig Dirk Rodenbeck, Landwirt aus Gelldorf, versuchte sich im Namen der Sitzungsteilnehmer zu erklären. Anfangs sei er selbst nicht für den Bau in der Feldmark gewesen, doch die aufgeführten Argumente für den Bau hätten ihn schlussendlich überzeugt. Zu diesen positiven Aspekten gehöre auch, dass die Gas- und Hauptwasserleitungen der Stadtwerke Schaumburg-Lippe genau unter der Vehler Feldmark verlaufen. Die örtliche Kläranlage sei nicht ausgelastet, die Klinik könne das ändern, so der Bürgermeister. Trotz den Einwänden seitens der Bürger: Luckwald steht zu seinem Wort und zu seinem Gutachten. Die Fläche "F" bleibe die erste Wahl. Am Ende der Sitzung waren sich erneut alle einig. Die Ratsherren stimmten grundsätzlich für eine Ansiedlung, die Bürgerinitiative kämpft weiter dagegen an. Foto: wa
VV