1. "Carmen ist ‘ne geile Schnalle"

    IGS Forum: Ungewöhnliche "Carmen"-Version von Georges Bizets berühmter komischen Oper

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    STADTHAGEN (jl). Große Oper, kleines Ensemble. Eine ganz besondere "Carmen"-Interpretation hat dem Publikum im Forum der Integrierten Gesamtschule Schaumburg (IGS) viel Freude bereitet. In der Reihe Paroli Kleinkunsttage präsentierte Kultur Stadthagen "Carmen verzweifelt gesucht", eine ungewöhnliche Version von Georges Bizets berühmter Komischer Oper aus dem Jahre 1875.

    Auch die Darstellung von Sängerin Ingrid El Sigai, Cellist Frank Wolff und Markus Neumeyer am Klavier kam charmant-witzig daher. Hatte sich das Trio erst gerade fast unmerklich auf die Bühne geschlichen, setzte schon das Cello zum munteren Auftakt ein. Im ersten Part der Aufführung drehte sich alles um die spanische Tabakfabrikarbeiterin Carmen und deren Bedeutung. Es drängte sich immer wieder diese eine Frage in den Vordergrund: "Wer ist eigentlich Carmen?" "Ne geile Schnalle", befand Neumeyer kurz entschlossen. Etwas ausführlicher war dann die Antwort von Wolff: "Sie verkörpert das Lustprinzip, sie ist die entfesselte Kraft der Sexualität." "Carmen hat nicht nur eine musikalische Bedeutung, sondern auch eine politische", formulierte es El Sigai mit den Worten der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Ganz einig, wie diese Carmen nun wirklich ist, war man sich offenbar nicht. Wie aber ein gestandener Mann auszusehen hat, erklärte das amüsante Stück "Ein Neandertaler" von Günter Neumann. Einen "richtigen Meisterringerkörper" und schlanke Hüften "wie`n junger Leopard" sollte er haben. Dann wären auch die anderen Männer "schnurz", doch leider erscheine der "stramme Tarzan" nur dann und wann im Traum.

    Ob auch Carmen von diesem Männerbild träumt, stand noch in den Sternen, denn diese wurde erst einmal verzweifelt beim Vorsingen für die Oper gesucht. "Wir brauchen eine Carmen, über die noch in 100 Jahren gesprochen wird", lautete die Vorgabe. In Georg Kreislers "Theaterdirektor" parodierte El Sigai äußerst wandlungsfähig talentfreie Sängerinnen von der anrüchigen Dame auf dem Klavier à la Paris über die kreischende Opernsängerin bis hin zur rüstigen Rumänin, die den Klavierspieler bei ihrer ekstatischen Bühnenshow vom Stuhl fegte. Klar, dass Neumeyer jedem Möchtegern-Star ein "Danke, das war‘s" schenkte. Wolff hingegen wollte sich die ungewöhnlichen Darbietungen bis zum bitteren Ende ansehen und plädierte auf ein "Jetzt lass sie doch mal singen". Das Ende vom Lied: Klavierspieler Neumeyer war mit den Nerven am Ende, während Cellist Wolff jubelnd verkündete, eine Carmen gefunden zu haben. Das Publikum entließ das Trio mit einem kräftigen Applaus in die Pause und meinte: "Ganz stark, ganz stark. Das macht richtig Freude." Foto: jl

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