STADTHAGEN (jl). Die Mitglieder des Fördervereins ehemalige Synagoge Stadthagen e.V. haben während ihrer dritten Mitgliederversammlung im Marie-Anna-Stift der Umsetzung des pädagogischen Konzeptes für die ehemalige Synagoge und deren Finanzierung durch Spenden zugestimmt.
Vizevorsitzender Jürgen Lingner (v.li.), Vorsitzender Bernd Hellmann und Geschäftsführerin Stefanie Schädel erläutern das pädagogische Konzept für die ehemalige Synagoge und deren Finanzierung.
Wie Vereinsvorsitzender Bernd Hellmann erklärte, verfolge das Konzept den Ansatz, von außen die Synagoge auch als solche ganz klar erkennbar zu machen, ihr Innenleben aber einem Lernort zu widmen. Der Grund: In Stadthagen gebe es momentan keine jüdische Gemeinde. Wenn die Synagoge als solche wieder hergestellt würde, stehe die Frage nach dem Nutzen im Raum. "Dann steht sie als Denkmal da", sagte Hellmann. Sollte aber eine jüdische Gemeinde entstehen, sei es nicht ausgeschlossen, dass die Synagoge wieder belebt wird. Abgestimmt sei dies auch mit den jüdischen Gemeinden in Schaumburg.
Der außerschulische Lernort für Schüler, Jugendliche und Erwachsene wird laut den Entwurfsausführungen des 2. Vizevorsitzenden Andreas Kraus unter Berücksichtigung des historischen Gebäudecharakters konzipiert. Eine neue, adäquate Zwischendecke soll statt einer klaren Trennung, eine Verbindung zwischen Ober- und Untergeschoss darstellen. Der erste Stock ist als Seminarraum geplant – ausgestattet nach dem neusten Stand der Technik. Der untere Bereich soll als "offener Raum" mit variabler Bestuhlung für Filmvorführungen, Musikveranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen und mehr zur Verfügung stehen.
In punkto Baumaßnahmen seien bereits erste Arbeiten wie Untersuchungen des Innenputzes durchgeführt worden, ergänzte Vorstandsmitglied Dieter Esse. Im Zuge dessen sei man auch auf den Toraschrein gestoßen. Dieser solle wieder geöffnet werden, um die Menorah, die derzeit noch in der St.-Martini-Kirche steht, zu beherbergen. Auch andere Gerätschaften wie etwa eine Torarolle seien denkbar. Der Fortgang der Maßnahmen besteht laut Esse in der autarken Energie- und Abwasserversorgung des Gebäudes. Als wahrscheinlichen Beginn der Installationen nannte er die nächste Woche.
Der Zeitrahmen für das Bauprojekt liege bei etwa drei Jahren, teilte Geschäftsführerin Stefanie Schädel mit. Das geschätzte Kostenvolumen belaufe sich insgesamt auf bis zu 400 000 Euro. "Wir werden nicht mit unseren Eigenmitteln den Umbau und die Einrichtung der Synagoge finanzieren können. Wir werden auf Fördermittel angewiesen sein." Daher wolle der Verein vier Stiftungen um jeweils 100 000 Euro bitten, die Kontaktaufnahme sei bereits in Arbeit. Das Eigenkapital des Vereins betrage rund 30 000 Euro. Hellmann versicherte im Namen des gesamten Vorstandes, dass "wir nur das Geld ausgeben, was wir auch wirklich auf dem Konto haben".
Die Rede war aber nicht nur von den "großen Zahlen", sondern auch von einer "magischen Zahl". Diese lautete 94 und beschreibt die derzeitige Mitgliedergröße – knapp vorbei an den favorisierten 100. "Für das einhundertste Mitglied gibt es eine Überraschung", versprach der Vorstand mit einem Augenzwinkern. Informationen zum Förderverein ehemalige Synagoge Stadthagen gibt es neuerdings auch im Internet unter www.synagoge-stadthagen.de. Foto: jl