RODENBERG (pd). Einen kompetenten und redegewandten Partner hatte Jörg Farr bei einer Veranstaltung im Rodenberger "Ratskeller" an seiner Seite: Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) forderte wie Farr mehr verbindliche Ganztagsangebote und eine verbesserte Sozialarbeit an den Schulen in Niedersachsen. Farr sprach sich wie der Gast aus der Landeshauptstadt dafür aus, den Kommunen mehr freie Hand bei der Gestaltung der Schulpolitik einzuräumen.
Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil hebt im Rodenberger "Ratskeller" den hohen Stellenwert von Bildung hervor.
Der künftige Schaumburger Landrat meinte mit Blick auf die Schullandschaft und die Willensbekundungen der Eltern "Wir brauchen mehr und bestens ausgestattete Integrierte Gesamtschulen im Landkreis". Bildung dürfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Passgenaue Hilfestellungen für schwächere Schüler, verbindliche Ganztagsangebote und mehr Schul-Sozialarbeit empfindet er als wichtig. Die Tatsache, dass die Landesregierung sich mit den Zusagen für weitere IGS in Rinteln und Lindhorst so viel Zeit lasse, veranlasste Farr zu der Vermutung: "Die wollen vielleicht meinen Mitbewerber schonen?"
Die Forderung der Landesregierung, die Gesamtschulen im Land müssten fünfzügig laufen, ärgert Farr. "Da müssen Schulträger Geld in die Hand nehmen und gleichzeitig wird andernorts Leerstand produziert". Als "Etikettenschwindel" sieht Farr die Absicht des Landes, aus Haupt- und Realschulen so etwas wie Kooperative Gesamtschulen (KGS) machen zu wollen. Wichtig findet er, ein möglichst breit gefächertes berufsbildendes Angebot vorzuhalten und die Tagesbildungsstätten weiter zu fördern.
"Wir müssen auf jeden Fall weiter in Bildung und Schule investieren", so die klare Aussage des Landkreismitarbeiters. Außerdem solle der Elternwille bei der Schullaufbahn ihrer Kinder auch in Zukunft eine gewichtige Rolle spielen. Und diese ziele im Moment eben klar auf die Einsetzung weiterer Integrierter Gesamtschulen ab.
Oberbürgermeister Stephan Weil stimmte zu, dass die Förderung von Kindern und Jugendlichen im hochrangigen Interesse der Gesellschaft stehen müsse. Auch für ihn steht außer Frage, dass der Weg hin zu einer Ganztags-Regelschule für alle Kinder gehen müsse. Die IGS sei in Niedersachsen nach wie vor "gesetzlich diskriminiert", brachte des der Oberbürgermeister auf den Punkt. In Hannover habe die Abstimmung über die Einrichtung weiterer Gesamtschulen "mit den Füßen" funktioniert. In einer sich anschließenden Diskussionsrunde kam unter anderem die Frage ins Spiel, ob die von der Landesregierung geforderte Fünfzügigkeit nicht in die kommunale Selbstverwaltung des Schulträgers eingreifen würde. Stephan Weil erklärte, dass man darüber durchaus nachdenken könne. Foto:pd