RINTELN (ste). Die Fragen, die sich vielen Besuchern im Saal des Bockbieranstichs stellte, als das Fass sich vehement gegen Öffnung wehrte, waren: "Wer ist Schuld an dem Debakel? Waren es Saboteure aus Stadthagen, die den Rintelner Bockbierfreunden den Spaß am dunklen Starkbier vergraulen wollten, oder waren es gar hinterhältige Aktivisten weiblichen Geschlechts, die den Zapfhahn manipulierten, damit ihre Göttergatten stocknüchtern vom Bockbieranstich nach Hause kommen?" Die Mutmaßungen überschlugen sich im Brückentorsaal, als eine geschlagene halbe Stunde nichts ging am "Fass der Begierde". Das mit Starkbier gefüllte Fass ließ sich nämlich einfach nicht anschlagen, trotzte den Bemühungen von Bier- und Anstichprofis. Und das beeinflusste die Stimmung im Saal nicht gerade positiv. Schon "Jan van Tastisch" hatte es als Bauchredner mit der diesjährigen Bockbierrede nicht gerade einfach. Das Publikum stand ihm an Anfang distanziert gegenüber und dann streikte auch noch sein Mikrofon. Der Profi aus Hannover nahm es allerdings gelassen und spulte sein Programm herunter, dass am Ende doch für einige Lacher und bessere Stimmung im Saal sorgte. Eingeheizt war die Männer-Menge durch die Lechschwaben aus Wehringen (südlich von Augsburg), die als Showband so manchen "Hochkaräter" auf die Bühne zauberten. Nach dem Motto "Bist Du beim Trinken, dann bleib dabei. Die Alte schimpft um 10 genau so laut wie um 2!" animierten die Musiker die Männer zum Umtrunk und immer wieder schmetterten sie auch den einen oder anderen neuen (und auch alten) Witz in die Menge. So zum Beispiel "Was ist der Unterschied zwischen einem Terroristen und einem Bürgermeister?" Und die Antwort gaben sie gleich selbst: "Der Terrorist hat Sympathisanten!"
Der gut gefüllte Saal feierfreudiger Männer ließ es entsprechen krachen und orderte bei den fleißigen Damen vom Service im ansonsten frauenfreien Bereich reichlich Getränke. Stocknüchtern blieben nur die beiden Feuerwehrleute Christian Weichert und Stefan Sasse, die ihr eigenes Rezept für einen erfolgreichen Abend hatten: "Wir bleiben vor dem Saal und halten uns an die Damen vom Buffet!" Von der Fleischerei Rauch waren die dazu verdonnert, die Haxen, das Kraut und die Bratkartoffeln in gigantischen Portionen zu verteilen, damit eine ordentliche Grundlage für den frischen Bock garantiert werden konnte: "Echt lecker!"
Das die beiden Damen vom Grill nicht nur Leckereien verteilten, sondern auch noch lecker aussahen, bemerkte auch schnell der wiederauferstandene "Elvis" aus den Reihen der Lechschwaben, der kurzerhand eine von ihnen auf ein Tänzchen auf die Bühne holte. Ebenfalls einen Bühnenauftritt erlebten der CDU-MdL Otto Deppmeyer und Dirk Ackmann von der Sparkasse in Schaumburg. Sie durften als "Gaby" und "Adeltraud" Bauchredner Jan van Tastisch zur Seite stehen und sorgten damit für reichlich Stimmung im Saal. Als dann auch noch Louis "Satchmo" Armstrong auf der Bühne die Trompete blies, kochte der Saal. Auf den Boden der Realität holte die Männer dann erst wieder die Tatsache zurück, dass der Bock einfach nicht aus dem Fass wollte und Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz seine Schürze wieder ablegen musste. Erst nach einer knappen halben Stunde gewannen die Biertechniker den ungleichen Kampf zwischen Mensch und Fass. Eine Erfahrung, die sich der Chef der Rintelner Karnevalisten, Franz-Josef Stöckl, sicher gern gespart hätte. Im kommenden Jahr wird alles besser, versprach man sich gegenseitig und besiegelte damit auch das Versprechen "2011 wird es wieder einen Bockbieranstich geben!" Foto: ste