LANDKREIS/STADTHAGEN (bb). Landratskandidat Jörg Farr hat bei einer Veranstaltung im Kreishaus eine Reihe von Vertretern verschiedener Organisationen zusammengebracht, um eine Initiative zur Erhöhung der Verkehrssicherheit anzuschieben. Ziel ist der Aufbau eines Projekts, das die besonders gefährdete junge Autofahrergruppe im Alter von etwa 18 bis 25 Jahren erreicht.
Jörg Farr wirbt für ein Projekt zur Unfallprävention.
Ludger Westermann stellt das Modell "Schutzengel" vor.
Wolfgang Haverland und Ursula Müller-Krahtz von der Kreisverkehrswacht schildern die Anstrengungen zur Unfallvorbeugung bei jungen Autofahrern.
Die Zahlen sind eindeutig. Gerade die Altersgruppe der jungen Erwachsenen ist im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung besonders oft von schweren Verkehrsunfällen betroffen. Jörg Farr, SPD-Landratskandidat, erklärte in seiner Einleitung bei der Zusammenkunft, dass das Auto für die Mobilität von jungen Leuten in einem Landkreis mit der Struktur Schaumburgs eine bedeutende Rolle spiele. Damit seien auch Gefahren verbunden, besonders junge männliche Fahrer seien verhältnismäßig oft Verursacher und Opfer schwerer Verkehrsunfälle. Lange Fahrten, geringe Erfahrung und eine höhere Risikobereitschaft führten oft in Verbindung mit Alkohol oder Drogen zu den sogenannten "Diskounfällen" mit ihren verhängnisvollen Folgen. Ursula Müller-Krahtz, Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Schaumburg, steuerte die entsprechenden Zahlen für den Landkreis bei. Vier Tote, 20 Schwerverletzte und 144 Leichtverletzte aus der Gruppe 18- bis 25-jährigen kamen im Jahr 2009 bei Verkehrsunfällen zu Schaden. Vertreter von Institutionen, die sich mit dem Thema Verkehrssicherheit befassen, waren der Einladung zu der Veranstaltung gefolgt, um sich über Modelle zur Unfallvorbeugung in dieser Altersklasse auszutauschen.
Müller-Krahtz erklärte das Präventionsmodell "BOB". Das in Belgien entstandene Konzept sieht vor, dass sich junge Erwachsene vor der Fahrt in die Disko oder Bar auf einen Fahrer einigen, der konsequent nicht einen Schluck Alkohol trinkt. Dieser wird mit einem symbolischen Schlüsselanhänger ausgestattet, der dessen Aufgabe nach außen dokumentiert und etwa auch Thekenpersonal signalisiert, dieser Person keinen Alkohol auszuschenken. Ludger Westermann vom Präventionsprojekt Lindhorst stellte ein Modell vor, das in Dänemark und mittlerweile auch in vielen Regionen Norddeutschlands erfolgreich angewendet wird. Sogenannte "Schutzengel" sollen Freunden und Kollegen gegenüber unmissverständlich klar machen, dass Fahren unter Einfluss von Drogen und Alkohol oder aggressive Fahrweise unakzeptabel sind, im Zweifelsfall der Wagen besser stehen bleibt. Dabei baut das Konzept auf die emotionale Ansprache der überwiegend weiblichen "Engel". Zum Teil werden die Schutzengel qualifiziert oder mit Anreizsystemen zusätzlich motiviert. Regina Tegeler vom Motorsportclub Stadthagen berichtete über ihre Ansätze, im Raum Stadthagen "Schutzengel" und Unternehmen als Unterstützer zu gewinnen.
Adolf Deterding von der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg wies auf die positiven Erfahrungen im Raum Soltau mit dem Schutzengel-Modell hin. Ziel müsse es sein, ein solches Präventionsprojekt landkreisweit einzuführen. Die Entwicklung und der Erhalt eines solchen Modells sei mit hohem Arbeitsaufwand verbunden.
Die Veranstaltungsteilnehmer diskutierten unter anderem, ob es ein Modell für Schaumburg geben soll, das Ansätze sowohl von den "Schutzengeln" als auch von "BOB" verbindet oder nur eines dieser Konzepte verfolgt werden sollte. Jörg Farr betonte, dass der Aufbau eines solchen Systems, " einen hohen Aufwand erfordert, aber das muss es uns Wert sein. Ich will, dass unsere Kinder sicher nach Hause kommen." Er werde alle Beteiligten in Kürze an einen Tisch holen, um das Projekt voranzubringen. Es sei sinnvoll, wenn der neue Landrat die Schirmherrschaft für ein solches Modell übernehme.Foto: bb