1. Stolpersteine sollen auch künftig dem Vergessen entgegenwirken

    Vier neue Steine erinnern in Bad Nenndorf an die vielen Opfer der Nazi-Zeit

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    BAD NENNDORF (pd). Der Kölner Künstler Gunter Demning hat vier weitere "Stolpersteine" in Bad Nenndorf verlegt. Die Steine, die in einer kleinen "Insel" vor dem Haus Parkstraße 8 eingesetzt wurden, erinnern an Franziska und Alfred Jacobson, Frieda Weitzenkorn und Kurt Hirsch. Die Finanzierung der "Stolpersteine" ist durch Spenden erfolgt. Diesmal haben die Wählergemeinschaft Nenndorf (WGN), der Kirchenvorstand der St. Godehardi-Gemeinde und die SPD Bad Nenndorf das Geld für die Steine gestiftet.

    Mit den "Steinen gegen das Vergessen" hat Demning das größte dezentrale Denkmalsprojekt in Europa ins Leben gerufen. Mehr als 26 000 der handgefertigten Mahnmale liegen inzwischen in über 580 Orten Deutschlands und vielen Ländern Europas. 2009 wurden in Bad Nenndorf die ersten Steine verlegt. Zu Ehren des Arztes Ernst Blumenberg und der Schwestern Jeanette Apolant und Franziska Kahn vor den Häusern Hauptstraße 12 und Hauptstraße 14.

    Wolfgang Schiefer von der Geschichtswerkstatt Bückeburg hatte damals angeregt, im Sinne der Aktion "Bad Nenndorf ist bunt" in der Kurstadt tätig zu werden. Die kleinen "Stolpersteine" mit gravierter Messingplatte, eingelassen in das Straßenpflaster vor der letzten Wohn- oder Wirkungsstätte des jeweiligen Opfers, sollen heute ganz individuell an alle Menschen erinnern, die von den Nazis ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Freitod getrieben wurden. "Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen über die Stolpersteine. Und wenn man den Namen lesen will, muss man sich vor dem Opfer automatisch verneigen", so Gunter Demning zur Intension seines künstlerischen Lebenswerkes.

    "Wir bringen durch unsere Verlegung die Namen der Opfer des NS-Zeit an die Orte zurück, wo sie in Bad Nenndorf gelebt und gewirkt haben", unterstrich Stadtdirektor Bernd Reese bei der Verlegung der vier weiteren Steine. Die Namen auf den Steinen wurden verlesen und die Toten mit einer weißen Rose geehrt.

    Das Ehepaar Alfred und Franziska Jacobsohn besaß in Bad Nenndorf die Pension Adler an der Parkstraße, Ecke Harrenhorst. Das Haus wurde streng rituell geführt und war Anlaufpunkt für Kurgäste jüdischen Glaubens. Es bot eine koschere Küche und besaß einen eigenen Andachtsraum, in dem während der Saison allwöchentlich unter der Leitung eines Rabbiners aus Hannover der Sabbat gefeiert wurde. In der Saison sind hier bis zu 100 Gäste gezählt worden. 1937 erlebte die Pension Adler ihre letzte Saison im Kurort. Alfred und Franziska Jacobsohn konnten sich in Bad Nenndorf nicht mehr frei bewegen. Sie wurden drangsaliert und schikaniert. Die Eheleute und Schlachtergeselle Kurt Hirsch, der dort wohnte, sind zunächst nach Hamburg geflohen und 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert worden. Von dort aus kamen sie 1944 in das Lager Auschwitz. Hirsch ist nach Minsk deportiert worden und dort laut damals üblichem Sprachgebrauch "verschollen". Die Wirtschafterin der Pension, Frida Weitzenkorn, geboren 1879, ist in Auschwitz ebenfalls "verschollen".Foto:pd

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