STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Am Sonnabend haben sich rund 100 Atomkraftgegner aus Schaumburg und darüber hinaus vor dem Stadthäger Bahnhof versammelt, um gegen die bevorstehenden Atommülltransporte durch Norddeutschland und für einen baldigen Ausstieg aus der Atomtechnologie zu demonstrieren. Zum "Castor-Streckenaktionstag 2010" hatte ein Planungskreis aufgerufen, den Natur- und Umweltschutzverbandes (Nabu), "Alte Polizei", Grüne, SPD, Linke und Jusos und weitere Organisationen unterstützen. "Die Nuklear-Technik ist als Energiespender längst von der Zeit überholt", so Klaus Geweke, Vorsitzender des Nabu-Ortsverbandes Stadthagen. Mit der Diskussion über eine Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke würde die Berliner Regierungs-Koalition "die Bürger doch nur verarschen". Mit bunten Fahnen, Trommeln, Gasmasken und Schützanzügen hatten sich Atomkraftgegner am Stadthäger Bahnhof versammelt, um den raschen Ausstieg aus der Nukleartechnologie zu fordern. "Der Castor kommt hier nicht durch", lautete das Motto, als zwei zum Atomtransport ausstaffierte Lastwagen auf den Bahnhofsvorplatz rollten. Aktivisten verlegten dem "Castor-Transport" den Weg, führten symbolisch vor, wie der Atomtransport blockiert und ausgebremst werden soll.
Klaus Strempel, Geschäftsführer der "Alten Polizei", erklärte, dass es denkbar sei, dass der Atomtransport, auch über die Bahnstrecke durch Stadthagen rolle. Auch dies sei ein Grund, im Landkreis mit einer solchen Aktion ein Zeichen gegen die Atomkraft zu setzen. Der SPD-Landratskandidat Jörg Farr, und der Landratskandidat der Linken Sören Hartmann waren der Einladung des Aktionsbündnisses gefolgt, eine Stellungnahme zum Thema abzugeben. Farr sagte, dass der "Rücktritt vom Ausstieg ein Tritt vor das Schienbein" für alle sei, die sich für die Förderung von alternativen Energiequellen eingesetzt hätten.
Der Ausstieg aus einer Technologie, deren Risiken nie ganz beherrschbar seien, sei der richtige Weg. Der Sektor, der sich mit der alternativen Energie-Erzeugung beschäftige, sei längst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Unternehmen und Institutionen, wie etwa Stadtwerke, welche den Ausstiegsbeschluss zur Grundlage von Investitionen in alternative Energieerzeugung gemacht hätten, hätten durch eine Revision der Entscheidung mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen. Sören Hartmann argumentierte in die gleiche Richtung. Man müsse sich von dem Gedanken lösen, dass die Kernkraftenergie eine taugliche Brückentechnologie sei. "Wir können abschalten und wir müssen abschalten", so Hartmann, schließlich seien funktionierende Alternativen vorhanden. Klaus Strempel erinnerte an den Beitrag, den jeder Einzelne leisten könne, "nämlich den Stromanbieter zu wechseln". Möglichkeiten zu weiterem Protest gebe es am 6. November, wenn in Dannenberg demonstriert werde. Die Kundgebung in Stadthagen bildete den Abschluss einer Reihe von insgesamt fünf Aktionen entlang der Bahnstrecke Wunstorf Minden. Teilnehmer der Demonstrationen in Haste, Lindhorst, Kirchhorsten, Stadthagen und Bückeburg sammelten sich zur gemeinsamen Kundgebung in Stadthagen. Foto: bb