1. Eine Organspende kann Menschenleben retten

    Egbert Trowe von der Organisation "Lebertransplantierte Deutschland" referiert im Ratskeller / Aufklärungsarbeit dringend nötig

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    STADTHAGEN (jl). "Sie können von mir alles haben, außer meinem Herzen." So haben die Worte von CDU-Landratskandidat Klaus-Dieter Drewes gelautet als er dieser Tage im Stadthäger Ratskeller seinen Organspenderausweis zeigte.

    Zu der Informationsveranstaltung über das Thema "Ein zweites Leben durch Organspende" hatte die Frauenunion der CDU eingeladen. Nach eigenen Angaben würde Drewes sich immer wieder dafür entscheiden, seine Organe zu spenden.

    Dass er mit dieser Meinung noch zu der Minderheit gehört, bestätigte Egbert Trowe von der Selbsthilfeorganisation "Lebertransplantierte Deutschland".

    Das Vorstandsmitglied referierte rund um das Thema Organspende von Ängsten über die Situation der Angehörigen bis zu den gesetzlichen Regelungen in Deutschland. Über die Umsetzung des Themas auf Landesebene sei er "nicht immer glücklich". Denn jeden könne es treffen und "dann sind wir auf Organspenden angewiesen".

    Im Zuge dessen sei das Wichtigste, dass die Öffentlichkeit und besonders Schulen viel intensiver als bisher informiert werden. "Es wird Schulaufklärung über HIV gemacht, aber nicht für Organspende. Das passt nicht zusammen", kritisierte Trowe.

    Er fordert daher Transplantationsbeauftragte. "Einer muss sich den Hut aufsetzen und das durchziehen." Eine "andere Baustelle" sei, dass beispielsweise in Niedersachsen nur 40 Prozent der Krankenhäuser Organspender melden, so Trowe, obwohl ein Krankenhaus mit Intensivstation gesetzlich dazu verpflichtet wäre. "Keiner tritt denen auf die Füße."

    Der Landkreis Schaumburg habe der für die Vermittlung der Organspenden zuständige Organisation Eurotransplant nur einen einzigen Spender im vergangenen Jahr gemeldet. Das liege laut Trowe aber einfach daran, dass es nicht mehr Organspender gegeben habe.

    Er ist überzeugt, die Gesetze müssten nicht geändert werden, diese seien nicht falsch. "Wir Menschen machen etwas falsch wie etwa zu wenig informieren." Sein Appell: "Wir müssen da richtig dranbleiben."

    Trowe unterstützt zwar die in Deutschland geltende erweiterte Zustimmungslösung, was bedeutet, bei nicht bekannter oder dokumentierter Entscheidung des Verstorbenen zu Lebzeiten werden die Angehörigen gebeten, nach dessen mutmaßlichen Willen zu entscheiden. Er möchte aber auch den Menschen bewusst machen, dass die Entscheidung an sich das Wichtigste ist und die Angehörigen entlastet. Aber: "Dahinter muss immer die Freiwilligkeit stehen."

    Auch über eigene Erfahrungen sprach Trowe, dem 2002 eine Leber transplantiert wurde. "Ich selbst muss auch lebenslänglich Medikamente nehmen", berichtete er.

    Die sogenannten Immunsuppressiva vermindern die Funktion des Immunsystems, um eine Abstoßreaktion des "fremden" Organs zu kontrollieren. Trotz solcher Medikamente und einer abgestimmten Ernährung sei für viele Transplantierte jahrelang ein relativ normales Leben möglich.

    Ein Problem bleibt aber weiterhin die geringe Spenderzahl.12 000 Menschen warten bundesweit auf ein neues Organ, aber nur 4 700 Transplantationen können jährlich durchgeführt werden. In Niedersachen habe es im vergangenen Jahr 12,2 Spender pro eine Millionen Einwohner gegeben. Für Trowe eine "etwas unbefriedigende Zahl" und ein Wert, der deutlich unter dem Durschnitt liege. Wer allerdings Spender ist, spendet in den meisten Fällen auch gleich drei bis vier Organe. Und dennoch: "Sie glauben gar nicht, wie viele Leute auf ein Herz warten."

    Die Anspielung brachte auch Drews auf den Kurs der Meinungsänderung: "Vielleicht gebe ich es in ein paar Jahren auch ab."

    Foto: jl

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