LINDHORST (mk). Bei allen Prominenten, die in der Interviewreihe "Redezeit-Kinderarmut" Einblicke in ihre Kindheit und Ausblicke zum Thema Kinderarmut gaben, sei ihm der Schaumburger Landrat ein wichtiger gewesen, berichtet Matthias Hinse Sprecher des Vereins "Wir für soziale Gerechtigkeit". Als 2005 der erste Solidaritätslauf gegen Kinderarmut gestartet wurde, war es Heinz-Gerhard Schöttelndreier, der sich an die Spitze des Läuferfeldes setzte um seine Solidarität zu zeigen. "Mit viel Aufmerksamkeit und Interesse habe ich die Aktionen des kleinen Vereins verfolgt", merkte der Landrat an. Hinse nutzte das Gespräch, um sich beim Landrat für die Unterstützung und den Zuspruch zu bedanken. Schöttelndreier, der 1943 geboren wurde, weiß sehr wohl was es bedeutet als Kind wenig zu haben. "Die Eisenbahn oder das Fahrrad mit Dreigang-Schaltung, das ich mir so sehr wünschte, habe ich von meinen Eltern nie bekommen", berichtet Schöttelndreier. "Mein Vater war nach dem Krieg arbeitslos, nur das eigene Haus und der große Garten sorgten für das Über-die-runden-kommen. Glücklich machte mich eine harmonische und zufriedene Atmosphäre in der Familie. Trotz der vielen Dinge die gefehlt haben, habe ich mich selten arm gefühlt", berichtete er weiter. Politik und Verwaltung könnten Rahmenbedingungen schaffen und verbessern, kümmern müssten sich aber immer noch die Eltern.
Viele Eltern müssten oft erst lernen mit dem Wenigen was sie haben, auszukommen. Das sei sicher nicht leicht, aber möglich, beurteilte der Landrat. Der Landkreis Schaumburg ist nach Angaben Schöttelndreiers einer der wenigen die einen Zuschuss an den Kreissportbund zahlt, denn Sport ist ein Mittel zur Integration sozial schwacher Kinder.
Hinse legte dem Verwaltungschef einen Strategie-Bericht zur Bekämpfung von Kinderarmut vor die der Sachverständigenrat der Kinderkommission des Deutschen Bundestages anfertigen ließ. In dem Bericht stellte die Stadt Monheim am Reihn eine Präventionskette zur Bekämpfung der Folgen von Kinderarmut auf. In Monheim kümmert sich das Jugendamt und die AWO vom Säugling bis zum Azubi um Kinder. Ein präventives Eingreifen zahlt sich im Beispiel Monheim auch finanziell aus, berichtete Hinse seinem Gastgeber. Schöttelndreier erläuterte seinerseits, dass auch der Landkreis in Präventive Maßnahmen investiert, ein Beispiel hierfür sei die Sprachförderung oder die erwähnte Sportförderung. "Vom neuen Landrat erwarte ich eine Menge Kinderlobbyismus", so Hinse. Ein positives Zeichen wäre für Hinse, wenn der zukünftige Landrat ihn zum Gespräch bittet, nicht umgekehrt. Foto: privat