RINTELN (ste). Anfang dieses Jahres startete die Stiftung für Rinteln gemeinsam mit der Stadtbücherei Rinteln das Projekt "Gemeinsam lesen". Mit dieser Aktion sollten die Schülerinnen und Schüler der Klassen drei bis sechs auf das Angebot der Bücherei aufmerksam gemacht und die Lust am Lesen geweckt werden. Seither haben insgesamt 415 Kinder der Hauptschule sowie der Grundschulen Nord, Süd, Krankenhagen und Deckbergen die Stadtbücherei besucht und an einer der neu entwickelten interaktiven Klassenführungen teilgenommen. Bei dieser neuen Form der Büchereiführung tritt die bloße Vermittlung von Regeln und Fakten in den Hintergrund, stattdessen werden die Kinder aktiv ins Geschehen eingebunden. Schüler und Lehrer können sich im Vorfeld aus einer Auswahl von Klassenführungen für ein Thema entscheiden. Unter den dritten und vierten Klassen war das Thema "Findet ihr den Täter?" eindeutig das Beliebteste. Hier wurden Detektiv-Arbeitsgruppen zusammengestellt, in denen dann jeweils ein zwei- bis dreiseitiger Rätselkrimi laut vorgelesen und in der Gruppe gelöst werden musste. Wer war der Täter und wie hat er sich verraten? Des Rätsels Lösung musste dann von den Kindern formuliert und auf einen Ermittlungsbogen geschrieben werden. Ein neues Konzept, dass nicht nur den Kindern sehr viel Spaß gemacht hat. Auch der Leiterin der Stadtbücherei, Andrea Tuschke, gab es einen deutlichen Einblick in das Leseverhalten der Kinder: "Da die Kinder selber laut vorlesen mussten, wurde sehr deutlich, wie groß die Unterschiede im Lesen bei altersgleichen Kindern sind und wie wenig Kinder überhaupt in der Lage sind zu verstehen, was sie da vorlesen. Ich habe Drittklässler gehört, die haben einen fremden Text flüssig, betont und sinnergreifend gelesen haben, aber es gibt auch erschreckend viele Schüler der vierten und fünften Klassen, die beim Lesen nur die einzelnen Silben der Wörter aneinanderreihen und den Inhalt des Gelesenen einfach nicht erfassen können. Leider scheint Lesen und Vorlesen in vielen Familien kein Thema mehr zu sein. Das hat sich bei den Klassenführungen sehr klar gezeigt", so Frau Tuschke. Umso wichtiger sei es, dass das Projekt "Gemeinsam lesen" auch 2011 weiter fortgeführt werde. Denn nur mit Hilfe der Schulen und im Rahmen von Klassenführungen sei es der Stadtbücherei möglich, Kindern aus den sogenannten "bildungsfernen" Familien, die Stadtbücherei nahe zu bringen. Durch den Besuch der Bücherei mit der Schulklasse sind einige der Kinder bereits zu treuen Kunden geworden, die nun regelmäßig Medien entleihen. Auch viele Eltern und Geschwister haben über die Schüler die Stadtbücherei für sich entdeckt und sich eine Mitgliedkarte ausstellen lassen. Leider scheitert der Bücherei-Besuch einer Klasse oft an den Kosten für die Anfahrt aus den Ortsteilen. Hier hat der Vorstand der Stiftung für Rinteln bereits zugesagt, künftig die Fahrtkosten für die Klassen zu übernehmen. Durch eine Spende der Stiftung für Rinteln in Höhe von 1.000 Euro konnten auch tolle neue Kindersachbücher, Erstlese-Bücher und eine komplette Hörspielreihe für Kinder gekauft werden. Außerdem hat die Stiftung die Jahresnutzungsgebühren für 46 Kinder über zwölf Jahren übernommen. Insgesamt haben 331 Kinder im Rahmen des Projektes ihre eigene Bücherei-Karte bekommen. Leselust Schaumburg, Stiftung Lesen, Akademie für Leseförderung - manch einer denkt da vielleicht, dass es mit der Leseförderung zur Zeit etwas übertrieben wird. Die Büchereileiterin ist da ganz anderer Meinung: "Ich empfehle jedem, der bezweifelt, dass Leseförderung wirklich notwendig ist, sich einmal ganz bewusst von Schülern vorlesen zu lassen!", denn: "Lesen ist der Schlüssel zum Leben, zur Bildung, Arbeit und sozialem Zusammenleben!"
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