LAUENAU (al). Vom Start weg hat sich die neue "Projektgruppe Kunstetage" viel Anerkennung beim Publikum verschafft. Allein 150 Besucher wollten sich den Auftakt zur ersten Ausstellung nicht entgehen lassen. Die 17 Künstler, die sich unter neuem Namen gefunden haben, sehen sich als Nachfolgeorganisation des inzwischen aufgelösten Vereins "Schaumburger Künstler". Frühere und neue Vorsitzende ist die Rodenbergerin Bruni Lemme. Ein ganzes Stockwerk dürfen sie zweimal jährlich dekorieren: Bei einer fünfwöchigen Ausstellung im Frühherbst und einer kurzen Präsentation in der Vorweihnachtszeit.
Die neue Projektgruppe beschränkt sich nicht nur auf Künstler mit Schaumburger Wurzeln oder heutiger Zugehörigkeit. Auch andere Interessierte können mitmachen, sofern sie sich zur tatkräftigen Mitarbeit bei Vorbereitung und Durchführung von Ausstellungen beteiligen. So wurden jetzt Angelika Bucher mit Radierungen, der Peruaner Guillermo Rivero Espero mit großformatigen Zeichnungen sowie Markus Duschek gebeten, der seine Kunst der Stickerei als Nadelmalerei bezeichnet. Duschek dürfte schon zum Auftakt für die meiste Verblüffung gesorgt haben. Seine Bilder wirken zwar aus der Ferne; doch erst aus nächster Nähe erkennt der Betrachter, mit welchem Aufwand die Motive auf Stoff gearbeitet sind. Eine weitere Besonderheit der aktuellen Ausstellung ist ein Teil des Nachlasses von Henner Trappe. Der kürzlich verstorbene Künstler entwickelte an bekannten Häusern die Kulissen für berühmte Opern. Die großformatigen Bühnenbilder bestechen durch Gliederung und Schattenspiel. Natürlich sind sie wie alle anderen Exponate der Schau käuflich zu erwerben – nur mit dem Unterschied, dass Trappes Erben den Erlös einem Kinderheim in Uganda gewidmet haben.
Bruni Lemme hat schon zum Auftakt der Ausstellung eine eigene Bilanz gezogen: "Wir haben mehr zu bieten", beschreibt sie die Vielfalt. Tatsächlich ist die bisherige Dominanz der Acrylmalerei deutlich verringert worden. Zeichnungen und Radierungen, Skulpturen und Pappmaché-Collagen sowie Fotos machen die Kunstetage zu einem bemerkenswerten Ereignis. Allerdings: Heile Welt und Harmonie darf der Betrachter nicht in jedem Fall erwarten. So wollen die zum Teil brutalen zeichnerischen Arbeiten Espejos provozieren. Die Gründe für ihre Entstehung sind ein Kapitel für sich: Der Peruaner hat über längere Zeit politische Drangsale erleiden müssen.
Die Ausstellung, deren Vernissage mit einem Grußwort von Samtgemeindebürgermeister Uwe Heilmann und Künstlern der Schlaffhorst-Andersen-Schule Bad Nenndorf begonnen hatte, ist noch bis zum 10. Oktober an jedem Sonnabend von 14 bis 18 Uhr und an jedem Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Sie befindet sich im Gebäude 2 des Lauenauer Gewerbeparks (Zugang vom Innenhof, Carl-Sasse Straße 3). Im Verlauf der Schau wird es noch eine Dichterlesung geben: Am Sonnabend, 9. Oktober, wird um 19 Uhr die Autorin Nané Lenard erwartet, die aus ihren Kriminalromanen "Nachtmilch" und "Finitrio" zitieren wird. Musik und Gesang steuern Claudio di Facere und Shirley North bei.