1. Mit Stenz und Bündel wird die alte Tradition bewahrt

    Lauenauer Zimmermann Björn Reimann geht auf die Walz

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    LAUENAU (al). Für mindestens drei Jahre und einen Tag hat Björn Reimann dem Flecken Lauenau den Rücken gekehrt. Er ist auf Wanderschaft gegangen und folgt damit einer Tradition seines Berufszweigs: Zimmerleute gehen auf die Walz, durchaus aber auch Maurer oder sogar Bäcker. Doch die Suche nach Erfahrungen in anderen Betrieben ist selten geworden. "Aber Björn war eben der Typ dafür", sagt sein Meister Michael Pinkernell aus Haste.

    Jetzt haben ihn der ehemalige Chef, Angehörige, Freunde und Kollegen am Ortsausgangsschild verabschiedet. Das zog sich eine ganze Weile hin: Der Schnaps kreiste, Bierflaschen wurden geleert, und für einen Moment erwog die kleine Truppe sogar noch einen Besuch im nahen Brauhaus. Denn wenn der junge Zimmermann erst über das Ortsschild geklettert ist, gibt es kein Zurück mehr. Und nach der zweimonatigen Probezeit ist ein Aufgeben schon gar nicht denkbar. So wollen es die Regeln der wandernden Gesellen, die sich als "Rolands-Schacht" inzwischen sogar eine Gemeinschaft gegeben haben.

    Meister Pinkernell wollte solche Erlebnisse nicht machen: "Dafür habe ich eine junge hübsche Frau kennengelernt", für die er auf die Tippelei verzichtete. Einige von Björns jungen Kollegen aber scheinen wohl mit dem Gedanken zu spielen, auf ähnliche Weise mit dem als Stenz bezeichneten Knotenstock und einem Bündel voll Habseligkeiten Berufserfahrungen in anderen Betrieben zu sammeln. Denn das ist das ursprüngliche Ziel der wandernden Gesellen. Heute hat die Tour durch Deutschland und vielleicht auch durch die Welt durchaus andere Intentionen: "Erst mal lieber Vergnügen als Arbeit", will Reimann finden. Das verbindet er auch mit seinem großen Ziel Nürnberg: Da sei Party für die Gleichgesinnten.

    Ganz allein muss er nicht dorthin unterwegs sein. Simon Paulus aus dem Fichtelgebirge und Alexander Sarnow aus dem Spreewald begleiten ihn. Beide sind schon seit mehr als zwei Jahren auf Tour. Dass sie den Neuling in ihre Mitte nehmen und ihn in die Bräuche einweisen, gehört ebenfalls zur Tradition.

    Natürlich werden sie aufpassen, dass ihr junger Kollege sich nicht weniger als 60 Kilometer seinem Heimatort nähert. So groß ist die Bannmeile, in die er in den nächsten drei Jahren nicht kommen darf. Ein Handy ist dem wandernden Gesellen ebenfalls nicht gestattet: Das hat Björn beim Meister in der Werkstatt an einen Balken genagelt. Foto: al

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