RINTELN (ste). Ein dunkler Tunnel, Taschenlampenlicht flackert durch die Düsternis und beleuchtet hier und da die Wände. Geduckt muss man sich hier bewegen, will man nicht mit dem Kopf an die Decke stoßen.
Die ehrenamtlichen Naturschützer des NABU sind als "Höhlenforscher" mit Lampen bewaffnet tief in den Rintelner Untergrund vorgestoßen, um sie aufzuspüren: Fledermäuse, die hier, tief unter der Erde, ihr Quartier bezogen haben sollen. Und das, was die Fledermausexperten Willi und Christian Abel da aufgetan haben, versetzt sie ins Staunen: Dass man hier Fledermäuse finden würde war ihnen klar, aber dass es gleich eine ausgewachsene Wasserfledermauskolonie mit Jungtieren sein wird, die sie dort finden, damit haben sie nicht gerechnet. "Es ist eine Kolonie in dreistelliger Höhe, die hier unten ihre Wochenstube hat - normalerweise findet man diese Wochenstuben in Baumhöhlen. Es ist schon etwas Besonderes wenn nicht gar Einzigartiges, wenn Wasserfledermäuse eine Kolonie unter Tage haben. In Rinteln kann man wirklich stolz sein, so etwas zu haben - und das ist unbedingt schützenswert", fasst Willi Abel die Begehung zusammen.
Nachdem die Stadt Rinteln die Fledermausexperten darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sich im Rintelner Untergrund vermutlich Fledermäuse in größerer Zahl befinden, haben die ehrenamtlichen Naturschützer damit begonnen, die Vorkommen regelmäßig zu kontrollieren.
Das Sommerquartier der Wasserfledermaus, das man hier gefunden hat, ist allem Anschein nach nicht neu, sondern wird von den fliegenden Säugern seit längerer Zeit besucht, wie Christian Abel weiß: "Die Verfärbungen am Holz durch den Fledermauskot sind ein Hinweis darauf, dass dieser Standort seit Jahren von den Fledermäusen genutzt wird." Das Nahrungshabitat der Myotis daubentonii, wie die Wasserfledermaus mit wissenschaftlichem Namen heißt, befindet sich höchstwahrscheinlich ebenfalls im Rintelner Stadtgebiet, der am Blumenwall gelegenen Graft: "In den späten Abendstunden kann man dort die Wasserfledermäuse gut bei der Insektenjagd beobachten", so Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln. Dass man die an dieser Stelle notwendigen Baumaßnahmen bis zum Herbst verschoben hat, ist nach der Einschätzung der Naturschützer notwendig und im höchsten Maße sinnvoll, wie sich nach mehrmaligen Begehungen herausgestellt hat. Dabei lobt der Naturschutzbund Rinteln die Umsichtigkeit, mit der man seitens der Stadt Rinteln und den beteiligten Behörden an das Thema heranging: Frühzeitig hat man den Naturschutz ins Boot geholt, um die Bauarbeiten in diesem Bereich möglichst störungsfrei für die vorhandene Fledermauskolonie zu gestalten - so dass man sich dazu entschloss, bis zum Herbst und zum Auszug der Wasserfledermäuse aus ihrem Sommerquartier zu warten. "Eine Entscheidung, die auf jeden Fall goldrichtig war", so Büscher. Foto: privat