STADTHAGEN (nb). Vielen Seiten ist geholfen, wenn in der Innenstadt Seniorenwohnungen entstehen. Allen voran natürlich den älteren Menschen selbst, denn sie benötigen Arzt, Apotheke und Supermarkt vor Ort. Immobilienbesitzer, Geschäftsinhaber und Händler könnten profitieren, da sind sich die Mitglieder des Arbeitskreises Senioren sicher. Schließlich handelt es sich bei den betagteren Bürgern um eine kaufkräftige und verlässliche Kundenschicht. Auch den Leerständen im weiteren Umfeld des Marktplatzes ließe sich so entgegenwirken. "Die Gebäude würden genutzt und auf diese Weise auch erhalten", so Michael Schalich. Seit einiger Zeit versucht der Arbeitskreis, Gebäude in Innenstadtnähe zu finden und damit das Konzept weiter voranzutreiben. Gescheitert ist das Vorhaben bisher an geeigneten Objekten, Preisvorstellungen und den nötigen Kooperationspartnern.
Zwar konnte mit der Kreis-Wohnbau-Gesellschaft ein erfahrener Partner ins Boot geholt werden, doch mit anderen Organisationen und Institutionen gibt es Kommunikationsschwierigkeiten. Zwar sind sie Befürworter der Idee, doch an aktiver Hilfe mangele es. "Schulterklopfen alleine reicht eben nicht", so Gerhard Tüting. "Wir brauchen Unterstützer", appelliert Martin Heil. Wer auf dem Dorf lebt, hat es im Alter schwer, besonders ohne Führerschein oder die Hilfe der Verwandten. Wenig ist zu Fuß erreichbar, die Busverbindung schlecht. Wenn dann die Kräfte nachlassen, ist der nächste Schritt für Senioren oft vorgezeichnet. "Wir wollen nicht, dass der Weg direkt ins Altersheim führt", so Tüting, "alle sollen möglichst lange selbstbestimmt leben". Echter Ausweg und realistische Alternative könnte der Umzug in die Kreisstadt sein. Hier ist nicht nur alles über "kurze Wege" erreichbar, hinzu kommen kulturelle Angebote für die Älteren, etwa Sportkurse oder Treffen.
Die Nähe des Nachbarn gibt sozialer Vereinsamung keine Chance. Voraussetzung: Der Preis für die neue Wohnung muss erschwinglich bleiben. Laut Karl-Heinz Hansing seien dabei die Interessengemeinschaften in der Innenstadt das größte Problem. Auch das Konzept der Stadtverwaltung zur Innenstadtbelebung sei nicht zielführend, denn noch mehr Geschäftsflächen würden nicht benötigt. Martin Heil sieht darin gar ein "Ausbluten der Innenstadt". "Ich denke das Potential des Konzeptes wird noch nicht richtig erkannt", sagte Schalich. Dabei handele es sich, so Tüting mit Blick auf die Demografie, um keine "fixe Idee", sondern eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit.
Der Aufenthalt in einem Pflegeheim sei für ältere Menschen nicht nur nicht würdevoll, sondern auch rausgeschmissenes Geld der Gemeinschaft, denn nur wenige können sich die Rundum-Betreuung aus eigener Tasche leisten. Im Vergleich zu anderen Städten, etwa Bückeburg, habe Stadthagen bisher den Anschluss an das Thema Seniorenwohnen verpasst.
Von der Einrichtung einer Musterwohnung erhoffen sich die Beteiligten eine Anschubwirkung, die den einen oder anderen Skeptiker überzeugt. Der Arbeitskreis versprach, "weiter dran zu bleiben".Foto: nb