RINTELN (ste). Die erneut entfachte Diskussion um ein Windvorranggebiet in Rinteln treibt seit Wochen nach Ansicht des NABU munter die merkwürdigsten Blüten. "Diese sind bar jeder naturschutzfachlicher Grundlage, so dass mittlerweile sogar eine LSG-Fläche in Goldbeck ins Gespräch gebracht wird", kritisiert Nick Büscher vom Naturschutzbund in Rinteln: "Für die Rintelner Naturschützer völlig inakzeptabel!"
"Stattdessen", so Büscher, "befürworten wir ausdrücklich den Standort Westendorf-Deckbergen, der angesichts der ins Spiel gebrachten Alternativen naturschutzfachlich die beste Lösung darstellt!"
Thomas Brandt, Diplom-Biologe und 2. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln, wird noch deutlicher: "Wer fordert, dass das LSG in Goldbeck als mögliche Vorrangfläche für Windenergie in Frage kommen soll, der meint es mit dem Naturschutz nicht ernst!" Das Landschaftsschutzgebiet in Goldbeck ist nicht ohne Grund ein LSG, wie Brandt in Erinnerung ruft, da dort tatsächlich schützenswerte Arten ihr Vorkommen haben. Wer den Artenschutz ernsthaft betreibt und den Schutz von Rotmilan und Großem Mausohr fordert, der muss das LSG in Goldbeck als Windvorranggebiet verhindern: "Denn dort, in Goldbeck und am Weseberg, kommen Arten wie Rotmilan und Schwarzstorch tatsächlich als Brutvögel vor - anders als in der ausgeräumten Feldflur um Westendorf", so Brandt weiter. Ein Vorranggebiet an einer Stelle mit dem Rotmilan verhindern zu wollen, um es an anderer Stelle mit nachweisbaren Vorkommen des Rotmilans auszuweisen, entbehre jeder sachlichen Begründung.
Es sei einfach nicht glaubwürdig, wie manche Akteure in dieser Diskussion in letzter Zeit eine 180-Grad-Wende vollzogen hätten und plötzlich ihr Herz für den Naturschutz gewinnen würden, weil es gerade opportun sei. Der NABU kritisiert, dass es dabei oftmals nicht um die (Naturschutz-)Sache ginge, sondern um Privatinteressen. Aus Artenschutzgründen muss man Brandt zufolge das LSG in Goldbeck als Vorrangfläche für Windenergieanlagen schlichtweg ablehnen. Mit Naturschutz habe die bisherige Diskussion um Großtrappe, Rotmilan & Co. wenig zu tun - im Gegenteil schade nach Ansicht des NABU das übereilte Vorpreschen mit allerlei bedrohten Tierarten, die "aus den Hut gezaubert" werden allein dem professionellen Naturschutz, der in Rinteln und in Schaumburg vom NABU betrieben werde. Langfristig schade solch ein Vorgehen der naturschutzfachlichen Argumentation in Abwägungsprozessen.
Das nun vorliegende avifaunistische Gutachten bestätigt die Position des Naturschutzbundes in allen Punkten und bekräftigen die Forderung, das Vorranggebiet in Westendorf-Deckbergen auszuweisen. Und Handlungsbedarf besteht nachwievor für die möglichst baldige Ausweisung eines Windvorranggebietes. Teure Gutachten, die zu keinen neuen Ergebnissen kommen, sind laut Naturschutzbund Zeit- und Steuerverschwendung. Bewusst drastisch formuliert Brandt: "Die politisch betriebene Verzögerungstaktik kann dazu führen, dass auch ohne Vorranggebiet bald an jeder Straßenecke Windräder stehen - Windräder sind privilegierte Bauvorhaben. Was hier betrieben wird, ist verantwortungslos und hat nur wenig mit Natur- und Landschaftsschutz zu tun!"
Und der NABU warnt vor dem Ansinnen, beim Landkreis Schaumburg eine Teillöschung des LSG in Goldbeck erwirken zu wollen und erinnert in diesen Zusammenhang an das verhinderte Vorranggebiet an der Ellerburg: "Das Verwaltungsgericht in Hannover hat den Flächennutzungsplan der Stadt Rinteln gekippt und wörtlich als Feigenblattplanung bezeichnet - weil der Abwägungsprozess nicht sachlich war und die naturschutzfachlichen Gründe zu wenig Berücksichtigung gefunden hatten", so Büscher. Im Zweifelsfall wird der NABU im Rahmen des Verbandsklagerechtes gegen die Teillöschung des LSG klagen. Brandt bringt es auf den Punkt: "Wir haben die Ellerburg verhindert, wir werden auch Goldbeck verhindern!"Foto: ste