1. Erneut bittere Einschnitte für zahlreiche Beschäftgte

    Mehr als 300 Faurecia-Mitarbeiter demonstrieren gegen Stellenabbau

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    STADTHAGEN (ih). Zukunft, Hoffnung: Die Azubis von Faurecia haben ihre weißen T-Shirts übergestreift. Jedes hat nur einen großen Buchstaben darauf. Stehen sie alle Schulter an Schulter, sind die beiden Worte zu lesen. "Wir sind gekommen, um zu bleiben": Dieses Banner tragen sie vor sich her. Bei einem Marsch, in dem Wut und Sorge mit Händen zu greifen sind, laufen viele junge Angestellte mit. Einige betrifft der geplante Stellenabbau nicht. Doch sie fühlen sich verbunden mit dem Werk und ihren Kollegen.

    Zukunft, Hoffnung: Der Faurecia-Nachwuchs sorgt sich um die beruflichen Perspektiven.

    Applaus für die Redner: Auf dem Marktplatz zeigen die Faurecia-Beschäftigten ihre Wut über den angekündigten Stellenabbau.Trillern als Protest: Die Demonstranten machen ihrem Ärger Luft.

    Am Dienstag hat Faurecia angekündigt, 197 Arbeitsplätze ab 2011 zu streichen. Im Juni hatte das Unternehmen bereits mitgeteilt, 90 Stellen im Bereich Forschung und Entwicklung abzubauen. Derzeit sind am Standort Stadthagen 1300 Kollegen beschäftigt. Die Zukunft vor allem in Stadthagen sieht also düster aus.

    Die IG Metall hatte einen Demonstrationszug organisiert, zu dem am gestrigen Freitag mehr als 300 Kollegen kamen. Mit Transparenten, Trillerpfeifen und jeder Menge Wut im Bauch versammelten sie sich vor dem Haupttor. Die Frühschicht hatte die Arbeit um 6 Uhr nicht aufgenommen, die Spätschicht schloss sich an. Über die Bahnhofstraße zogen die Demonstranten auf dem Marktplatz ein. Rund 100 Kollegen, Bürger und Interessierte erwarteten sie dort bereits.

    Fred Hartmann, Betriebsratsvorsitzender, rief den Kollegen zu: "Wir lassen uns nicht wie Lämmer zur Schlachtbank führen." Laute Zustimmung und Applaus waren die Antwort. Es habe bereits 2006 bittere Einschnitte für die Beschäftigten gegeben. Gemeinsam habe die Betriebsleitung mit dem Betriebsrat einen Interessenausgleich erarbeitet. Nur wenig von dem vereinbarten sei von Seiten des Unternehmens erfüllt worden. "Gauner gehören an den Pranger. Und man muss sie auch so nennen dürfen." Zwischenrufe zeigten deutlich, wie wütend die Mitarbeiter sind.

    Sie sind zum Teil seit Jahrzehnten in dem Unternehmen beschäftigt. "Ihr habt Eure Knochen hingehalten," sagte Thorsten Gröger, IG Metall. Mit dem Abbau von Arbeitsplätzen gehe es nicht nur den Betroffenen an die Existenz. Diese Unternehmenspolitik zerstöre die Zukunft des Standortes. Mit den Entlassungen schneide das Unternehmen eine Menge Wissen und Kompetenz ab.

    Die Gewerkschaft fordert von Faurecia, den "Kahlschlag" am Standort Stadthagen zu stoppen, fair mit den Mitarbeitern umzugehen und alle wesentlichen Strukturen in Stadthagen zu erhalten.

    Bürgermeister Bernd Hellmann sagte vor den Demonstranten: "Stadthagen steht hinter Euch." Die Stadt sei betroffen und enttäuscht über die Entscheidung der Konzernspitze. Stadt und Landkreis würden gute Rahmenbedinungen für Unternehmen schaffen und müssen immer wieder solche Rückschläge hinnehmen. Er versicherte den Faurecia-Beschäftigten die Solidarität der Stadthäger Bürgerschaft. "Wir werden Euch den Rücken stärken."

    Grund für den Stellenabbau ist nach Unternehmensangaben die aktuelle Auftragslage. Drei wesentliche Produktionsumfänge liefen zum Ende des Jahres aus. Weiter heißt es, dass Faurecia langfristig in Stadthagen in Zukunftstechnologie investieren will. Der Standort gehöre zu den Innovations- und Hochtechnologiestandorten.

    Die Azubis von Faurecia haben ihre weißen T-Shirts wieder ausgezogen, die jungen Angestellten ihre Trillerpfeifen weggesteckt und die langjährig Beschäftigen ihre Fahnen eingerollt. Sie alle blicken mit Sorge in die Zukunft und nur wenige wagen es, im Fall Faurecia echte Hoffnung zu haben.

    Foto: ih

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