RINTELN (ste). "Es ist schon erstaunlich, alles schaut mit Argusaugen auf die Fünfzügigkeit, die mindestens 130 Schüler bei der Neugründung einer IGS vorschreibt, und hofft auf Abschaffung. Und dies nur, damit möglichst viele IGS‘en mit Vierzügigkeit, die nur 104 Schüler vorschreibt, eingerichtet werden können", so Paul-Egon Mense. Schaumburgs Liberale haben sich schon auf dem FDP Landesparteitagen Anfang 2008 in Osnabrück für die Aufhebung des Einrichtungsverbotes für Gesamtschulen und 2009 in Wilhelmshaven für die Abschaffung der Fünfzügigkeit eingesetzt, weil sie bei sinkenden Schülerzahlen unumgänglich ist, kostenintensive schulbauliche Maßnahmen erfordert, und "...weil auch wir den Elternwunsch zu berücksichtigen haben", schreibt Mense, der FDP Kreisvorsitzende in seiner persönlichen Presseerklärung. "Sie aber nur zu fordern, um möglichst viele IGS‘en einrichten zu können - diese quantitative Betrachtung, die mit Elternwünschen begründet wird, stört mich. Es wird so getan als sei die IGS der Wunsch aller Eltern, was bei weitem nicht der Fall ist", so Mense.
Paul-E. Mense von der FDP will die IGS nicht als Allheilmittel für das Schulsystem sehen, sondern regt an, auch verstärkt über die Zusammenlegung von Real- und Hauptschulen nachzudenken.
Nicht einmal 50 Prozent der Eltern wünschen eine IGS meint er die aktuellen Zahlen zu interpretieren. Nach anfänglichen 27,9 Prozent und vier IGS-Standorten, gab es im Landkreis einen weiteren Bedarf für etwa 180 Schüler, schreibt Mense, so dass zwei weitere IGS Standorte (Rinteln und Lindhorst) angedacht wurden. Das Ergebnis einer Elternbefragung im August 2008 in Rinteln (39,2 Prozent für IGS) und Lindhorst (36,5 Prozent für IGS) und ein vom Landkreis hochgerechneter "...zusätzlicher kreisweiter Bedarf" ergab einen Gesamtbedarf von 851 Plätzen (48 Prozent). Das veranlasste den Landkreis, zwei weitere IGS-Standorte (Rinteln und Lindhorst) bei der Landesschulbehörde in Hannover zu beantragen. "Von der Zusammenlegung von Haupt- und Realschule als Alternative zur IGS wird gar nicht mehr gesprochen", kritisiert Mense. Auch die IGS-Euphorie, die nach Meinung des FDP-Mannes nun auch Herrn Drewes erreicht habe, und der Glaube daran, die IGS sei das Allheilmittel gegen die Fortsetzung einer seit Jahren verfehlten Schulpolitik nicht nur in Niedersachsen, die noch durch die Kulturhoheit der Länder begünstigt wird, ist Mense unverständlich. Die Kritik an der Schulpolitik blieb in der Vergangenheit weitgehend ungehört, schreibt der frühere Elternvertreter Mense. Auch die jüngsten Lippenbekenntnisse des neuen Kultusministers im Landeskabinett, Bernd Althusmann, er wolle für kleinere Klassen und vieles mehr sorgen, wird sich nach Meinung von Mense als Sprechblase herausstellen, zumal ebenso zu lesen war, dass auch im Bildungshaushalt gespart werden muss.
"Bis heute gibt es zu große Klassen, zu wenig an aktuellem und zeitgemäßem Wissensstoff, der Menschen auf das praktische Leben vorbereitet, eine unzureichende Lehrerausbildung, zu große Schulzentren, mangelnde Anerkennung des Lehrerberufes vor allem des Grundschullehrers, zu wenig verpflichtende Einbindung der Elternverantwortung und nicht zuletzt die ständigen Veränderungen durch politisches Einwirken, wie es jetzt wieder nach dem Regierungswechsel in NRW deutlich werden wird", kritisiert Mense und weiter: "Unser bisheriges Schulsystem mit Ganztagsangebot käme ohne IGS aus, wenn man nicht die entscheidenden Reformen versäumt hätte. Die 16 Jahre lang betriebene IGS in Stadthagen hatte mit all diesen Problemen wenig zu tun; es fehlte ihr an nichts. Diese Vorzeigeschule, hat den Elternwunsch im Landkreis nach einer IGS sehr stark beeinflusst. Und nun glauben viele Eltern, diese Schule sei unverändert duplizierbar und somit das Beste für ihre Kinder. Es ist zu wünschen, dass es kein böses Erwachen gibt", schreibt Mense. Foto: ste