BAD EILSEN (hb/m). Der Besuch des Fürsten Ernst zu Holstein-Schaumburg am Samstagabend in Bad Eilsen war ein Riesenspektakel, zu dem viele lokale Akteure beigetragen haben. Ein gut aufgelegter Fürst, eine souverän agierende Bürgermeisterin Christel Bergmann, ein nicht zu stoppender Fritz Winkelhake in der Rolle des Autors und Schriftstellers Hanns Heinz Ewers und witzige Dialoge sorgten für 60 Minuten köstliche Unterhaltung an den beiden Schauplätzen Tuffsteinquelle und Musikpavillon.
Die roten Fahnen leuchten, die Harnische der Vorreiter blitzen: Das Volk jubelt beim Eintreffen des Fürsten. "Vivat" haben sie alle vorab bereits geübt.
Gegen 19 Uhr erreichte der dem Tross vorausreitende Haushofmeister Melchior von Ferzenbroich die Tuffsteinquelle, ließ zur Begrüßung die Fanfare erklingen und übte mit dem Publikum den korrekten Umgang mit dem Fürsten. Das Volk lernte, "Vivat" zu rufen ("die Damen mit mehr Enthusiasmus, es geht um mein Leben"). Da der Fürst Fähnchen liebt, wurden diese auch von Sigmund Graf Adelmann und Eva Burdorf höchstpersönlich verteilt.
Nach der Ankunft des Fürsten und seines Gefolge bat Magister Hieronymus Notholden, Pastor und Beichtvater des Fürsten (dargestellt von Rolf-Bernd de Groot), im Gebet um "ein gehorsames Herz für die Jugend", "kein Leid für Bad Eilsen" und um "gute Gesetze wegen der bösen Laster". Der Gemischte Chor Eilsen sang das "Schaumburger Lied" und später "Wenn alle Brünnlein fließen". Fürst Ernst klatschte begeistert Beifall ("wir haben uns auf unserer Reise an gemischte Chöre gewöhnt").
Bürgermeisterin Christel Bergmann informierte den "gnädigen Fürsten" nach der Begrüßung, dass "Ihre hohe gnädige Familie" vor rund 200 Jahren durch Fürstin Juliane das älteste Schlammschwefelbad Deutschlands in Bad Eilsen gegründet hat. Die beiden Bauersfrauen Irmtraut Senk und Ingrid Schneider, beide in Tracht, unterhielten sich auf platt mit Durchlaucht und kredenzten ihm "Schnüffelwater" aus der Tuffsteinquelle. Beichtvater Notholden musste es probieren und "sah gleich hundert Jahre jünger aus".
Da Bad Eilsen unter Fürst Adolf zu Schaumburg-Lippe zu einem Bad gelangte, in dem sich die Welt ein "Stelldichein" gab, machte Bergmann fürstliche Gnaden mit dem berühmten Autor und Schriftsteller der damaligen Zeit bekannt, Hans-Heinz Ewers, gespielt von Fritz Winkelhake. Der Fürst lernte auch die beiden Augenärzte Graf Wiser (Hanno Teuber) und von Tippelskirch (Lutz Gräber) kennen. "Wir sind bei Ihrem Nachfolger die Hofkapelle und haben dort schon bei der einen oder anderen Hochzeit spielen können", stellte Dirk Hasse das Blasorchester Bückeburger Jäger vor. Die Bürgermeisterin überreichte Durchlaucht eine Petition. "Wir kämpfen um die Anerkennung als Heilbad, suchen zusammen mit der DRV Investoren für unsere historischen Gebäude. Wir erhoffen uns von Ihrer fürstlichen Gnaden Hilfe beim Verkauf oder Vermietung der Häuser." Um dem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, schenkte Bergmann dem Fürsten ihre aus süßen Gold-Euros bestehende Bürgermeisterinnenkette.
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