LANDKREIS (ih). "Wir kämpfen seit Donnerstagabend im ganzen Landkreis." In der Einsatzleitstelle des Landkreises Schaumburg war gestern morgen keine Zeit für große Worte: Nach andauerndem Starkregen haben alle verfügbaren Einsatzkräfte bis Freitagmittag gegen das Wasser gekämpft. Vor allem in Stadthagen und den umliegenden Samtgemeinden wussten die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren nicht, wo sie zuerst anfangen sollten. Binnen weniger Stunden traten die Bäche über die Üfer und fluteten die Straßen. Alle Einfahrtstraßen nach Stadthagen mussten zwischenzeitlich gesperrt werden, sagte die Polizei Stadthagen gestern auf Nachfrage.
Der Unterricht an allen allgemein- sowie berufsbildenden Schulen in Stadthagen fiel aus. Der Landkreis Schaumburg entschied sich aufgrund der Hochwasserlage gegen 5 Uhr am Freitag zu diesem Schiritt. Die Verkehrslage habe ein Durchkommen nicht zugelassen, sagte Ursula Müller-Kraatz, Dezernentin des Landkreises.
Heiß begehrt waren Sandsäcke. In der Samtgemeinde Nienstädt hatten die Kameraden noch gestern Vormittag großen Bedarf. Sie versuchten die Gehle in Schach zu halten, damit die Produktion der Firma Hautau weitergehen konnte. "Die ganze Nacht über gingen die Einsätze im Fünf-Minuten-Takt ein," berichtete Dieter Seebode, Gemeindebrandmeister von Nienstädt. In der Samtgemeinde wurde eine örtliche Einsatzleitung eingerichtet. Besonders hart getroffen hat es neben dem Rauhen Kamp und dem Wolfskamp die Ortschaften Meinefeld und Schierneichen.
Neben den Einsatzkräften halfen sich die Bürger untereinander, wo es nur ging. In Probsthagen trat die Bornau über die Ufer und machte ein Durchkommen unmöglich. Mit Sandsäcken versuchten die Probsthäger ihre Häuser zu schützen. Die Ortswehr war im Dauereinsatz. An Schlaf war in der Nacht zu Freitag nicht zu denken. In der Samtgemeinde Lindhorst hatte ein Anwohner der Bahnhofstraße hingegen ein böses Erwachen. Als er gegen 7 Uhr morgens in seinen Keller ging, stand das Wasser bereits 60 Zentimeter hoch. Ähnlich ging es den Nachbarn. Besonders ärgerlich: Die Anlieger der Straße Schöttlinger Straße entdeckten einen völlig verstopfte Rohrkreuzung. Ein unterirdisch geführter Graben konnte die großen Regenwassermengen nicht weiterleiten, weil jede Menge Stroh und Dreck im Schacht steckten. Kurzerhand nahmen sie Mistgabel und Schaufel zur Hand. Nach gut einer Stunde hatten sie die stinkige Verstopfung auf einen Hänger verfrachtet und das Wasser konnte ablaufen. Mehr zum Hochwasser lesen Sie im Innenteil auf Seite 3. Foto: ih