STADTHAGEN (ih). Tief "Cathleen" hat das Wasser nach Schaumburg gebracht: Von Donnerstagmorgen an fielen über den Tag und die Nacht im Schnitt 80 Liter Regen auf den Quadratmeter. Örtlich wurden diese Mengen noch überschritten. Dabei setzte vor allem der Regen der Nacht noch einen drauf. Rund 50 Liter kamen runter.
Ob Bornau, Gehle oder Hülse - die sonst so kleinen Bächlein konnten die Wassermengen einfach nicht bewältigen. Sie alle traten über die Ufer und brachten damit ihre Anlieger um den Schlaf. Ob Lauenhagen, Probsthagen oder Nienstädt. Überall liefen die Keller voll, stieg das Wasser bis zum Erdgeschoss. In Lüdersfeld räumte eine Familie ihr Wohnzimmer. Sie kennen sich bereits mit Hochwasser aus. Der einzige Weg für den Ziegenbach führt an dieser Stelle über die Terrasse, durch das Wohnzimmer auf die Straße.
In der Samtgemeinde Nienstädt richtete die Feuerwehr sogar eine örtliche Einsatzleitung ein. Bereits am Donnerstagabend ging es für die Kameraden nach Stadthagen. An der Kreissporthalle war ein Gully verstopft, das Wasser konnte nicht abfließen. Dieser Einsatz aber war harmlos. Volker Schramme, Leiter der ELW-Gruppe der SG-Feuerwehr, sagte, dass alle Ortswehren im Einsatz gewesen seien.
In den vollgelaufenen Kellern musste nicht nur das Wasser raus. Gefriertruhen mussten in Sicherheit gebracht werden. Heizungsanlagen standen im Wasser und Öltanks schwammen auf. Fast alle Ortsverbindungsstraßen waren gesperrt, so Schramme. Am Freitagvormittag waren die Helfer bei der Firma Hautau im Einsatz. Mit mehr als 100 Sandsäcken versuchten sie, das Wasser der Gehle zurückzuhalten, um die Produktion des Unternehmens zu schützen. An Schlaf also war nicht zu denken.
In der Samtgemeinde Lindhorst hatte ein Anwohner der Bahnhofstraße hingegen ein böses Erwachen. Als er gegen 7 Uhr morgens in seinen Keller ging, stand das Wasser bereits 60 Zentimeter hoch. Besonders ärgerlich: Die Anlieger der Schöttlinger Straße entdeckten einen völlig verstopfte Rohrkreuzung. Ein unterirdisch geführter Graben konnte die großen Wassermengen nicht weiterleiten, weil jede Menge Stroh und Dreck im Schacht steckten. Kurzerhand nahmen die Anwohner Mistgabel und Schaufel zur Hand. Eine Stunde später hatten sie die stinkige Verstopfung auf einen Hänger verfrachtet, das Wasser konnte ablaufen. Die Kameraden der Freiweilligen Feuerwehr waren von Donnerstagabend an im Einsatz. Zwei kurze Verschnaufpausen hatten sie. Die Samtgemeinde meldete aus allen Ortschaften "Land unter".
In Lüdersfeld sorgte der sonst so idyllische Ziegenbach für jede Menge Aktivitäten. Das Restaurant zum Dicken Heinrich kämpfte am Morgen gegen 40 Zentimeter Wasser im Keller. Rolf Parno und sein Team hatten versucht, das Mobiliar des Biergartens festzubinden, damit Tische und Stühle nicht wegschwimmen. Die Ortsdurchfahrt war nicht möglich.
Unfälle aufgrund des Unwetter haben sich in der Nach zum Freitag nicht ereignet. Die Polizei sperrte viele Straßen. In der Nacht war die Kreisstadt lediglich über die B 65 und Lauenhaugen zu erreichen, sagte Schichtleiter Udo Philipp. Auf den Straßen habe das Wasser bis zu einem Meter hoch gestanden. Die Lauenhäger Hülse habe das Wasser an der "Oberkante Unterlippe" geführt. Trotz der Schilder, Warnmarken und Einsatzkräfte gebe es aber immer wieder Menschen, die die Sperrungen ignorierten. Einige Autofahrer wollten mit Macht durch das Wasser, seien aber nicht sehr weit gekommen. "Wir sperren die Straße ja nicht umsonst," hat Philipp kein Verständnis. Foto: ih