STADTHAGEN (nb). Ein zugängliches Schloss, verlässliche Ladenöffnungszeiten und ein Renaissancegarten: Die vorgetragenen Wünsche der "Untertanen" sind vielfältig. Fürst Ernst hielt im Schlossgarten vor versammeltem Volk Gericht und bewies ein offenes Ohr für die Sorgen und Gedanken, die ihm in Form von Petitionen vorgetragen wurden. Und zeigte sich darüber hinaus erfreut, dass doch nicht alle Streitigkeiten ohne seine Hilfe beizulegen seien. Neben Ratschlägen zu allerlei "Händeln" bescherte die Adelsfigur der Kreisstadt ein absolutes Novum: Echte Hof-Stadtführerinnen. "Den Titel gibt es nirgendwo sonst", kommentierte Ernst seinen Kompromiss-Vorschlag. Denn den Antrag der stilecht in Renaissance-Kleidung gewandeten Damen auf eine Erhebung in den Adelsstand hatte der Fürst abgelehnt. Schließlich sei er nur ein Fürst des Reiches, kein "Reichsfürst". Der Bitte von Renaissance-Förderer Doktor Udo Jobst auf eine regelmäßige Öffnung des Schlossgebäudes wollte er ebenfalls nicht so recht nachkommen. Schließlich sei es "zu unserer Zeit" auch nicht üblich gewesen, Zugangsrechte zum Schloss zu vergeben. Dafür habe er schon Verständnis. Der Gartenbauverein stellte in Form von Dieter Kellermeier den Antrag, dem Stadtgarten wieder sein ursprüngliches Aussehen zu geben und ihn in einen Renaissance-Garten zurückzuverwandeln. Der Förderverein ehemalige Synagoge erbat mithilf einiger Schüler, den Aufbau derselben als Ort des Gedenkens voranzutreiben. "Erinnern ist wichtig", kommentierte das Landesoberhaupt. Es wünschte sich jedoch fast "zurück ins Mausoleum", als Finanzamtschef Jürgen Siegmann ihm mit persönlichen Steuerunterlagen samt Software-CD für die "Steuererklärung via Internet" auf die fürstliche Pelle rückte. "Als letzten bekannten Wohnort habe ich Bückeburg eingetragen", so Siegmann. Milde stimmten ihn hingegen die Präsente von Stadtoberhaupt Bernd Hellmann. Der überreichte ihm einen "Donnerbalken", ein paar blau-weiß-rote Hosenträger und einen "Zylinder". "Unsere Hosen halten noch gut", konterte der Adelsherr, der auch die "seltsame" neumodische Kopfbedeckung lieber erst später aufprobieren wollte. Als Dank gab er Hellmann einen Rat, als dieser über zu geringe Steuereinnahmen klagte: Er möge doch in seiner Biografie nachsehen, dort finde er Anregungen, wie er an höhere Steuern gelangen
könne. Eine Abordnung des Vereins "Tu Wat" bemängelte fehlende Einrichtungen für Jugendliche. Ihnen bliebe zur Zeit nur der Jugendtreff in der "alten polizei" und ein Container am Busbahnhof. Wenn sich daran nichts ändere, drohten sie, "das Rathaus in ein Jugenzentrum zu verwandeln". Fürst Ernst bot ihnen zu dieser "Freizeit"-Problematik eine echte Alternative: Den Eintritt in sein fürstliches Heer, was, wie bereits in Hagenburg, seine Werberinnen auf den Plan rief. Eine weitere Petition wurde von Mitarbeitern der Paritätischen Gesellschaft Behindertenhilfe gestellt, die sich neben aller baulichen Barrierefreiheit vor allem weniger "Barrieren im Kopf" wünschten. Sie überreichten ein wahrhaft herrschaftliches "Insektenhotel". Auf keinen Fall einmischen wollte sich der Zeitreisende hingegen in den städtischen Streit um einheitliche Ladenöffnungszeiten, die Vertreter des Stadtmarketing Stadthagen forderten. Er empfahl, miteinander zu reden und sich zu einigen. Auch, wenn Fürst Ernst längst wieder in seine Zeit zurückgekehrt ist, bleibt für die derzeitigen Stadt- und Kreisoberhäupter also Einiges zu tun. Mehr auf www.schaumburg-hautnah.de.Foto: nb