SAMTGEMEINDE RODENBERG (al). Tobi lässt sich nicht beirren. Tänzelnde Pferde, Paukenschläge, Fanfaren und selbst zahllose, "Vivat" rufende Menschen können ihn nicht beeindrucken. Im richtigen Hundeleben wird er für therapeutische Zwecke eingesetzt. Jetzt steht er unerschütterlich neben seinem "Frauchen", die zu den Komparsen von "Fürst Ernst" gehört. Mit großem Tross ist der nach 400 Jahren wieder auferstandene Schaumburger Herrscher am Wochenende auch durch die Samtgemeinde Rodenberg gereist.
Es hätte kaum des Herolds bedurft, der als Vorhut an den fünf Stationen dem Publikum das Jubeln beibringen sollte. Kaum traf "seine Hochfürstliche Durchlaucht" ein, wurden Fähnchen geschwenkt und lautstark gegrüßt. Allein in Rodenberg und Lauenau säumten jeweils gut 800 Zuschauer das Geschehen. Großes Interesse gab es auch in Apelern und Hülsede und sogar im kleinen Meinsen, obwohl zu dieser abendlichen Stunde bereits Regen einsetzte.
In Apelern spielten sich besonders malerische Szenen ab. Trachtentänzer hatten sich vor der Rittergut-Kulisse aufgereiht. Und kaum war der hohe Gast von Hausherr Matthias von Münchhausen begrüßt worden, mischten sich bereits örtliche Laienspieler ins Geschehen ein: Der Herr möge doch in Hannover dafür sorgen, dass die Schlaglochstrecke in Richtung Lauenau beseitigt werde: Ihr Karren sei schon kaputt gegangen, kreischte Evelyn Möller und hielt ein altes Rad hoch. Da fehlten dem redegewandten Profischauspieler Peter Kaempfe doch für einen Augenblick glatt die Worte. Und der Geschäftsführer der "Schaumburger Landschaft", Sigmund Graf Adelmann, raunte in den Kulissen: "Das war der bisher stimmigste Termin auf der Fürstentour."
In Rodenberg hätte es für die Fürstenohren einen größeren Kontrast kaum geben können. Erst sang die Vereinigte Liedertafel eine getragene Weise; dann stürmten Jugendliche auf die Bühne und rappten für einen eigenen Raum; auch "für die Liebe", was beim hohen Gast für Stirnrunzeln sorgte. Der in der Deisterstadt vorgesehene Gerichtstag fiel mangels Streit aus. Dafür aber meldeten sich Antragsteller zu Wort. Doch mehr als weise Ratschläge oder auch spitze Kommentierungen durften die Petenten nicht erwarten: Ursula Hercht scheiterte mit ihrer Bitte um eine gesetzliche Regelung, dass aus jeder Rodenberger Familie ein Sänger den alternden Chor unterstützen müsse: "Das wäre ein schönes Katzengejammer", warf der "Fürst" ein. Und auch Helmut Stille konnte sich nicht mit dem Wunsch nach einem Schlosstor durchsetzen, um nächtliche Zerstörungen zu vermeiden: "So einen schönen Platz will er verschließen?", war die Antwort. Henning Dormann und Bernd Zimmermann gingen auf örtliche Geschehnisse ein, um gleich auch ihr Anliegen für die Neugestaltung des historischen Kurparks in Bad Nenndorf vorzutragen. Da meldete sich Lauenaus Bürgermeister Heinz Laufmöller regiegerecht zu Wort und bat "Ernst", doch in den Flecken zu kommen: "Wir wollen dort unsere Probleme lösen, und die Nenndorfer sollen das in Nenndorf tun." Kurze Zeit später empfing ihn trotz drohender Gewitterwolken geradezu Volksfeststimmung in der Lauenauer Marktstraße. Mit keinem Wort kommentierte der Schaumburger Landesherr, dass hier lautstark "Wir sind die Niedersachsen" erklang. "Eisprinz" Heyno Garbe verlangte die Gemeinnützigkeit für die Eissporthalle, Kirchenvertreter den Erhalt des katholischen Gotteshauses; junge Feuerwehrmitglieder technisches Gerät für die regelmäßigen Einsätze auf der "großen Kaleschenallee". Als "Fürst Ernst" zur "Probe des örtlichen Bieres" gebeten wurde, gestaltete sich die erste Runde noch zum "Wetttrinken mit dem Bürgermeister". Doch bei der fünften Sorte mahnte er zum schnellen Aufbruch: "Donnerwetter: Kein anderer Flecken in Schaumburg säuft so wie Lauenau." Eilends stieg er in die Kutsche: Das "Schaumburger Heimatlied in Deisterfassung" hallte ihm nach. Foto: al