1. Geschichte zum Anfassen

    Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg auf seiner Zeitreise durch das Auetal / "Schaumburger Friede"

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    AUETAL (tt). Einige Autofahrer auf der Rehrener Straße in Rehren, aber auch Anlieger rieben sich verwundert die Augen, als plötzlich drei Kutschen mit reiterlichem Gefolge auftauchten und vor dem Rathaus Halt machten. Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg, der auf seiner Zeitreise durch Schaumburg auch seine "Untertanen" im Auetal besuchte, wurde allerdings von mehr als 200 Kindern zum Anhalten "gezwungen", denn sie hatten die Straße gesperrt und ein großes Transparent ausgerollt, auf dem unübersehbar geschrieben stand: "Auetal – da stau´n wir mal". Sie wollten damit auf die leidige Verkehrsproblematik hinweisen, die einher geht mit der Autobahn quer durch die Gemeinde. Ordnungsamtleiter Olaf Humke wies in seiner Petition auf ein weiteres Problem der Feuerwehren hin, die um ihre Einsatzleitstelle in Stadthagen kämpfen und sich die Unterstützung des Fürsten wünschen. Fürst Ernst war mit seinem Gefolge zuvor pünktlich von der Schaumburg kommend zum "Frühschoppen" auf Gut Oelbergen eingetroffen, wo ihn hunderte Schaulustige mit lauten "Vivat"-Rufen und Salutschüssen der Vorderlader-Schützen aus Rolfshagen willkommen hießen. Haushofmeister Melchior von Ferzenbroich hatte Fähnchen verteilen lassen und für Stimmung gesorgt und Auetals Bürgermeister Thomas Priemer nutzte die Gelegenheit, seiner Durchlaucht das schönste Stück Land im Schaumburger Land anzupreisen. Doch danach mochte der Adlige weder den original Oelberger Dinkelkorn noch die von der Dorfgemeinschaft Rannenberg gebackene Fürstentorte selbst probieren. Stattdessen musste sein Kutscher den Hochprozentigen "runterspülen" und die Torte blieb unangeschnitten. Am Stand von Bredemeiers Hofladen ließ er sich jedoch einen "Fürstenbecher" kredenzen, den er genüsslich probierte. Bevor er den Streit unter zwei Jägern noch schnell schlichtete, indem er demokratisch entschied, der eine bekommt den Bock, den der andere geschossen hatte, ließ er seinen Kanzler und Hofrichter Dr. jur. Anton von Gertenbrock in die "Polizey-Ordnung" schauen, ob es denn überhaupt erlaubt sei, am heiligen Sonntag Schnaps zu brennen und zu verköstigen. Doch mit einem Augenzwinkern wünschte er seinen Untertanen noch viel Vergnügen und kurzweil auf dem Gut. Auf der letzten Etappe durch das Auetal wartete in der Ortschaft Hattendorf schon "Dorffürst" Helmut Meier auf seine Durchlaucht und führte ihn zur Tafelrunde mit den Ratsmitgliedern und Ortsvorstehern der Gemeinde Auetal. Zuvor hatte es sich der Zeitreisende nicht nehmen lassen, in der Menge zu "baden" und der Schmiede des Heimatmuseums einen Besuch abzustatten. Vertrauensvoll überließ er dem Schmied Stefan Müller sein Messer, um es schärfen zu lassen, denn mit dem neumodischen Besteck am Tisch konnte er nichts anfangen. Der Platz vor dem Museum war in einen mittelalterlichen Markt umgestaltet worden, auf dem Seile gedreht, Leder bearbeitet und Fäden gesponnen wurden. Kinder durften mit Pfeil und Bogen schießen und am Grill drehte sich ein Spanferkel. Während der Tafelrunde musizierten und jonglierten Musikbarden und Gaukler zur Unterhaltung und Thomas Priemer brachte eine weitere Petion an, in der er auf die katastrophale Situation der Landesstraße 434 zwischen Antendorf und Pohle aufmerksam machte. Er forderte den Fürst Ernst auf, die Straße zu meiden, denn große Schlaglöcher und unbefestigte Bankette sind für die Kutschen ein zu großes Risiko. "Falls ihnen die Straße zu gefährlich erscheint, dann bleiben sie doch die nächsten 900 Jahre im Auetal". Was der Fürst mit dem Hinweis dankend ablehnte, dass zu seiner Zeit befahrbare Straßen ebenfalls zu den Raritäten zählten. Foto: tt

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an