Da hilft jetzt nur noch baggern

STEINHUDE (nb). Verrückte neue Welt: "Mikrofone" verstärken die Stimme, komische Kästen blitzen hell am Wegesrand auf und das Fischerdorf gehört nicht mehr zu Schaumburg. Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg sieht sich am Beginn seiner Friedenstour durch den Landkreis mit allerhand Veränderungen konfrontiert. "Das sieht nur so aus, als wäre es Hannover", beruhigt ihn Amtsnachfolger Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe. Der fulminante Auftakt konnte den Adelsherren milde stimmen. So drückte er bei so mancher neuen Sitte ein Auge zu. Doch einige Dinge verändern sich auch über vier Jahrhunderte nicht. Wie in guter alter Zeit, als Untertanen ihrem Herren noch Anliegen vortrugen, hielten es denn auch die heutigen Stadt- und Kreisoberen und machten ihrem Unmut einmal richtig Luft. Wunstorfs Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt bat Ernst um Übernahme der Gegenfinanzierung neuer Krippenplätze. Eine Pflichtaufgabe, die das Land bisher nicht erfüllt, und so die Stadt in die Überschuldung gebracht habe. Schaumburg ginge es dagegen viel besser als der Region Hannover. Ortsbürgermeister Jürgen Engelmann bekannte sogar stellvertretend für seine Bürger, dass man sich in Steinhude nach wie vor eher Schaumburg zugehörig fühle. Die zweite Petition brachte Michael Oswald, Vorsitzender der Notgemeinschaft Steinhuder Meer, vor. Dabei wurde Ernst erstmalig mit einem für ihn gänzlich neuen Feld konfrontiert: Dem heutzutage überall anzutreffenden Schutzbedürfnis der Natur. Zwar sind der Fürstenfigur zwischen den mahlenden Mühlen der neuzeitlichen Verwaltungsapparatur die Hände gebunden, aber einen hilfreichen Tipp gegen die Verschlammung des Binnensees hatte er dennoch für seine Untertanen parat: "Baggern, baggern und baggern." Unter fröhlichen Waisen des Grundschul-Chors machte er sich mit seinem Gefolge zur hochherrschaftlichen Kutsche auf und eröffnete damit die erste Etappe der zehntägigen Rundreise.Foto: nb