STADTHAGEN (jl). Die Veranstalter sind sich einig, dass die Erfahrung zeige, die Vielfalt der Angebote sei wichtig. Aber: "Weniger ist mehr", so Betina Hartmann von der Leitstelle für Integration beim Landkreis Schaumburg. Deswegen umfassen die diesjährigen Schaumburger "Interkulturellen Wochen" vom 22. September bis 8. Oktober nur insgesamt 19 Veranstaltungen an fünf verschiedenen Orten. Dazu im Vergleich: 2009 fanden an sieben Orten 28 Veranstaltungen über mehrere Monate statt. Das Motto der bundesweit stattfindenden Aktion lautet in diesem Jahr "Zusammenhalten – Zukunft gewinnen!". Zahlreiche Veranstaltungen greifen das übergeordnete Thema Migration auf. In Schaumburg gehören unter anderem die Leistelle für Integration, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Jobcenter, das Familienbüro Rinteln und die "alte polizei" zu den Veranstaltern.
Zusammenhalten – Zukunft gewinnen. Das ist nicht nur das Motto der Interkulturellen Wochen, sondern auch das Ziel aller Beteiligten: Betina Hartmann (v.li.), Mareen Fennert, Michael Barnert, Marion Raske, Klaus Strempel und Stephan Hartmann.
Wie die Zuwanderung von Migranten gestaltet ist, liege nach Angaben vom Geschäftsführer der "alten polizei", Klaus Strempel, auf der Ebene der lokalen Instanzen. "Wir müssen die Perspektiven wechseln", forderte er auf. Die Bereitschaft der Mehrheit müsse da sein, es bringe nichts von oben einfach nur etwas aufzustülpen. "Das Problem ist auch das Miteinander", stellte Hartmann fest. Manche haben viele deutsche Freunde, manche bleiben in ihren Communities unter sich. Für sie seien Sprachschwierigkeiten nur ein Problem von mehreren. Menschen mit Migrationshintergrund haben auch gerade auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Probleme, ergänzte Strempel. Darauf, dass nicht alle Migranten die gleichen Probleme haben, verwies Stephan Hartmann vom AWO-Kreisverband, da manche zum Beispiel noch kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht haben, was das tägliche Leben behindere. Die Anliegen der Migranten seien vielfältig, eins sei jedoch klar: "Je weiter der Kulturkreis entfernt ist, desto schwieriger ist es Fuß zu fassen." In diesem Prozess helfen die "Interkulturellen Wochen", denn Mareen Fennert vom Familienbüro Rinteln sehe in Schaumburg ein Netzwerk, das sich weiter und weiter steigere. "Aus einmaligen Kulturabenden sind dauerhafte Einrichtungen geworden", sagte sie.
Dieses Jahr starten die "Interkulturellen Wochen" in Schaumburg am Mittwoch, dem 22. September um 19.30 Uhr mit einer Premiere. Zum ersten Mal gibt es eine explizit ausgeschriebene Auftaktveranstaltung mit prominenten Sprechern und dem Film "PerspektivWechsel". Das schaffe Aufmerksamkeit und das brauchen die Projektwochen, freute sich Hartmann von der Integrationsleitstelle. Zum Programm gehören auch erstmals mehr interkulturelle und vor allem mehrsprachige Termine, wie die türkische Filmvorführung von "Pandora’s Box" mit deutschem Untertitel am 30. September um 19.30 Uhr. Der Film, der von einer demenzkranken Mutter und deren Kinder handelt, soll zum anschließenden Gespräch anregen.
Als ganz neue Veranstaltung ist der "Runde Tisch" mit dabei. Der Integrationsbeirat lädt am 29. September um 19.30 Kindergärten, Schulen und weitere Institutionen zu einem Gespräch über Verbesserungsmöglichkeiten von Bildungschancen für Kinder, besonders für Kinder mit Migrationshintergrund ein. Das zum fünften Mal ausgetragene Kulturfest in Bückeburg findet erstmalig im Herbst und damit während der "Interkulturellen Wochen" statt. Am 2. Oktober feiert die Initiative "Alle unter einem Dach" von 11 bis 15 Uhr ihr zehnjähriges Bestehen. Ein besonderer Tag ist wie immer der "Tag des Flüchtlings", an dem Roma- Selbstorganisationen für Gespräche mit Schülern zur Verfügung stehen (Terminvereinbarung unter 05721 / 893770). Das Material zu den "Interkulturellen Wochen" gibt es kostenlos in der "alten polizei", weitere Informationen im Internet unter www.interkulturellewoche.de und www.altepolizei.de. Foto: jl