1. Obernkirchen ist ein frauenORT

    Denkmal für Agnes von Dincklage / Altmaiden sind bis heute mit Stift verbunden

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    OBERNKIRCHEN (pp). Auf Anregung des Frauenbüros des Landkreises ist Obernkirchen vom Landesfrauenrat zum neunten frauenORT Niedersachsens erklärt worden. In frauenORTen werden bedeutende historische Frauenpersönlichkeiten gewürdigt – in der Bergstadt ist dies die Pädagogin Agnes von Dincklage, die über 30 Jahre lang die im Stift angesiedelte Landfrauenschule des Reifensteinerverbandes leitete.

    "Das geht ja hier zu wie in der Landfrauenschule", stellte Äbtissin Susanne Wöbbeking zu Beginn der offiziellen Vorstellung aufgrund des hohen Geräuschpegels im mit über 100 Gästen gefüllten Stiftssaals schmunzelnd fest und freute sich, unter den Anwesenden auch zahlreiche ehemalige Altmaiden (die Landfrauenschülerinnen wurden Maiden genannt) begrüßen zu dürfen. "Es gibt in Schaumburg keinen passenderen frauenORT als das Stift, betonte Wöbbeking. "Agnes von Dincklage war eine charaktervolle, aber besonders auch gütige und freundliche Frau."

    Bela Lange, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, hob hervor, dass Agnes von Dincklage von vielen geeigneten Kandidatinnen für den ersten frauenORT Schaumburgs ausgewählt wurde, da ihre Arbeit bis heute aktuell ist. "Sie vermittelte den Maiden ein Selbstbewusstsein, das sich aus Leistung und Können speist." Und dies tat sie in schwierigen Zeiten – Agnes von Dincklage führte die Schule aus dem Kaiserreich durch die Wirtschaftskriese und die NS-Zeit hindurch und baute sie ab 1945 neu auf.

    "Stellen Sie sich eine Nachmittag im Dezember 1942 vor…", entführte Festrednerin Dr. Ortrud Wörner-Heil ihr Auditorium zu einen für Agnes von Dincklage charakteristischen Ereigns. "Während einer Adventsfeier kehrte die zuvor für ein halbes Jahr als Schulleiterin vom NS-Regime abgesetzte Agnes von Dincklage in ihr Amt zurück und wurde mit Jubel von "ihren" Maiden empfangen." Anhand dieser Episode zeigt sich einerseits die große Beliebtheit der Pädagogin, andererseits ihre Haltung gegenüber dem Nazistaat. Agnes von Dincklage war eine christlich geprägte Pädagogin. Ihre Absetzung resultierte daraus, dass sie eine nicht in dieses Konzept passende Bewerberin nicht aufnehmen wollte. Im Oktober 1945 nahm die Schule kurz nach Kriegsende mit 30 Maiden den Betrieb unter widrigen Bedingungen auf – die nächste Herausforderung, die die Schulleiterin meisterte. Mit dem frauenORT wird Agnes von Dincklage nun ein Denkmal gesetzt.

    Wie verbunden die Altmaiden noch heute mit der Schule sind, zeigte sich nicht nur an ihrer Teilnahmezahl – zum Ende der Veranstaltung fanden sie sich spontan zusammen, um gemeinsam ihr ehemaliges Maidenlied "Zu Obernkirchen im Hessenland" zu singen. Die Ausstellung, die in Zukunft ständig erweitert und um neues Material ergänzt werden soll, ist vorerst im Stift Obernkirchen zu sehen. Die Rundgänge finden von Anfang April bis Ende Oktober mittwochs und samstags jeweils um 15.30 Uhr während der regulären Stiftsführungen statt. Foto: pp

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