LANDKREIS (jl). Wir schreiben das Jahr 1110: In einer Chronik wird Schaumburg erstmals urkundlich erwähnt. Mit dem letzten bedeutenden Herrscher Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg werden jetzt 900 Jahre Geschichte lebendig. Das morgen anlaufende Projekt "Der Schaumburger Friede", eine Kooperation des Landkreises und der Schaumburger Landschaft, hat eine ganz besondere Spielidee zum Inhalt: die Wiederkehr des Fürsten in seine Heimat. Rund 60 Städte und Ortschaften haben ein vielfältiges Programm vorbereitet, das das ehemalige Fürstentum in seiner ganzen heutigen Bandbreite zeigt.
Der profilierte Schauspieler Peter Kaempfe begibt sich als "auferstandener" Landesherr vom 22. bis 29. August auf einen elftägigen "Friedenszug" quer durch das Schaumburger Land, um die Menschen von heute zu treffen. Für die Wünsche und Sorgen seiner Landeskinder hat er nicht nur ein offenes Ohr.
Mehr noch: Als Mittler zu den heute Herrschenden nimmt er während der Visiten in den Orten Petitionen zu aktuellen und politisch brisanten Fragestellungen entgegen. In Stadthagen, Rodenberg, Bückeburg, Obernkirchen und Rinteln hält er fünf Gerichtstage. Fürst Ernst kommt aber nicht allein. Begleitet wird er von seinem fürstlichen Tross mit Kanzler, Haushofmeister, Magister, Hauptmann und vielen anderen. Dabei handelt es sich um kein normales Historienspektakel, denn das Spiel mit den Zeiten und Welten macht das soziokulturelle Projekt reizvoll. Zwar werde der Fürst als Staatsgast behandelt und mit einer fürstlich lang ausgeschmückten Anrede umworben, sonst gilt aber das Hier und Jetzt. Die "Wiederkehrer" aus der Renaissance sind mit Situationen der heutigen Zeit konfrontiert. Den Herrschaften darf demnach alles angeboten und angetragen werden, wie sie darauf reagieren ist aber eine ganz andere Sache.
In allen Teilen Schaumburgs sind viele verschiedene Aktionen entstanden vom kleinen Dorffest über einen Waldzirkus bis hin zu einer Überfahrt mit der Fähre. Dabei wurden völlig neue Spielideen entwickelt oder stattfindende Veranstaltungen einfach in das bestehende Konzept eingebunden wie beispielsweise die "Tage der Weserrenaissance". Daneben warten noch ganz spezielle "Produkte zum Fest" auf Einheimische und Gäste.
Seit dem 14. Juni gibt es das "Fürst Ernst Bräu" in limitierter Auflage, Schwarze und Schlichter füllt "Meyer’s Bitter Friedenstropfen" in kleine "Petitionsflaschen", der Digitale Historische Atlas Schaumburger Land ist zum "Friedenspreis" erhältlich und über den historischen Fürst Ernst informiert das Buch von Helge Bei der Wieden. In Rückkopplung mit dem Schauspieler-Trupp wurde und vor allem wird ein enorm vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, das ganz viel Platz für Improvisationen bietet. Klar ist, dass das Benehmen einer fürstlichen Eskorte aus Landsknechten des 17. Jahrhunderts unter Umständen von den heute üblichen Sitten abweicht. Aber wie werden Fürst und Tross auf einen modernen Rap reagieren? Das steht noch in den Sternen und wird sich erst während der Vorführung zeigen – ganz spontan je nach Lust und Laune.
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