VEHLEN (jl). Noch vor ein paar Monaten hätte ihnen so manch einer den Vogel gezeigt, jetzt sei ProDiako-Geschäftsführer Claus Eppmann sehr zuversichtlich: "Ja, wir können es hinbekommen, dass wir das Klinikum Ende 2013, Anfang 2014 hier stehen haben." Mit Georg von Luckwald vom zuständigen Planungsbüro nutzte er am vergangenen Donnerstag die gemeinsame Sitzung des Ortsrates Vehlen und des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt, um grundsätzliche Aussagen zum Neubau des Gesamtklinikums Schaumburger Land zu treffen.
Georg von Luckwald erläutert die mögliche Verkehrserschließung zum Gesamtklinikum Schaumburger Land. Geplant sei eine zweiseitige Anbindung.
Das Projekt liege bisher besser im Zeitplan als angenommen und sei insgesamt auf einem guten Weg, auch wenn dieser manchmal steinig sei. Denn bei solch einem Bau blieben auch Gerüchte nicht aus. So habe Eppmann einen besorgten Anruf aus Vehlen erhalten, "weil man höre, dass der Neubau an dieser Stelle gestorben sei, jetzt, wo die Stiftung Bethel dort weiteren Platz gekauft habe". Der ProDiako-Geschäftsführer erklärte, dass dort ein medizinisches Versorgungszentrum mit Blick auf das Gesamtklinikum entstehe. Dass Niedersachsen angekündigt habe, Fördermittel für Krankenhäuser zu streichen, treffe laut Eppmann nicht auf den Fördertopf für den Klinikbau zu: "Wir machen uns aktuell keine Sorgen über Förderauswirkungen auf das Projekt."
Auch sonst gehe der Ablauf seinen geordneten Gang, so von Luckwald. Die Standortfrage sei klar und parallel haben ergänzende Projekte wie beispielsweise die Untersuchungen bei den Fledermäusen und Brutvögeln bereits begonnen. Mit dem Ministerium und Landkreis gebe es regelmäßige Gespräche, so der Landschaftsarchitekt weiter, Anregungen und Kritiken der Bürger werden bearbeitet – darunter sei aber nichts, was das Projekt grundsätzlich infrage stelle. Das Projekt habe zwar das Potential eines kleinen Ortsteils, aber kurzum hieß es laut von Luckwald: "Es gibt keine grundlegend neuen Erkenntnisse." Die Antwort auf die Frage, ob der Grundwasserspiegel dauerhaft gesenkt werde, lautete kurz und knapp "Nein". Lediglich ein Grundwassermonitor sei zur Dauerbeobachtung eingerichtet worden.
Nähere Informationen über einen Bauzeitenplan und die Zuwege während der Bauphase wollte Wilhelm Mevert (SPD) wissen. Den frühesten Baubeginn datierte von Luckwald daraufhin auf Herbst 2011. Er rate dazu den Baustellenverkehr nicht zu hoch zu bewerten, denn der PKW-Verkehr, wenn das Gesamtklinikum den Betrieb aufnimmt, werde höher sein.
Kritik hat es aus den Reihen des Arbeitskreises Dorferneuerung Vehlen von Volker Wehmeyer gegeben. Dieser sprach von einem Verfahren, das "unglücklich läuft". Die Wünsche der Verkehrserschließung seien vor dem Verkehrsgutachten entstanden, von der Zählung sei man dann nicht in Kenntnis gesetzt worden. Nach einer kurzen Diskussionsrunde einigten sich die Beteiligten darauf, dass es "Irritationen" gegeben habe. Im Gegensatz zu anderen Projekten, versicherte von Luckwald, sei der Informationsfluss rund um den Klinikneubau sehr frühzeitig der Öffentlichkeit transparent gemacht worden. Er habe bisher noch nie an einem so transparenten Projekt gearbeitet. Auch Martin Schulze-Elvert, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, fühle sich "von vornherein mitgenommen". Man müsse das Ganze global sehen und "wer einen Fehler gefunden hat, darf ihn auch behalten". Am Ende müsse das Bestmögliche herauskommen. Dazu gehöre auch: "Jeden einzelnen Schritt abwarten".
Der Arbeitskreis Dorferneuerung Vehlen stellte seine Position eindeutig heraus: Grundsätzlich werde das Gesamtklinikum begrüßt, da die Ansiedlung positive Chancen hinsichtlich der Stadt- und Ortsentwicklung biete. Die Verkehrsanbindung dürfe allerdings nicht zulasten von Vehlen gehen. Zur Vermeidung von Mehrbelastung auf der Ahnser Straße werde eine Westumfahrung vorgeschlagen. Diese solle kurz vor dem Ortseingang Vehlen von der Bundesstraße direkt auf die Ahnser Straße führen. In jedem Fall seien hier verkehrsberuhigende Maßnahmen erforderlich und ein Radweg sei anzulegen. Auf eine zweite Erschließung des Klinikums von Süden solle im Interesse des Landschaftsschutzes verzichtet werden. Zur landwirtschaftlichen Einbindung des Gesamtkomplexes seien Baumreihen anzupflanzen. Ausgleichsmaßnahmen sollen vorrangig der Flächenextensivierung an der Bückeburger Aue dienen. Damit stimmten sowohl der Ortsrat als auch der Ausschuss überein. Nur die Frage der Kostenübernahme der zu pflegenden Flächen müsse noch geklärt werden, so von Luckwald. Zu keiner Übereinstimmung kam es in punkto Westumfahrung. Diese sei zwar eine Option für die Zukunft, aber eine Finanzierung sehe von Luckwald derzeit nicht. "Eine zweiseitige Anbindung ist der richtige Ansatz bei so einer großen Einrichtung", sagte er. Foto: jl