LANDKREIS (em). Der Bart ist akkurat, wie es sich für den Kanzler des Fürsten gehört. Um mithalten zu können, sollten auch die Bürgermeister des künftigen Städtebundes ordentlich an ihrem Äußeren feilen. Denn am kommenden Sonnabend treffen sie auf den Kanzler des Fürsten Ernst, der in wenigen Wochen seine Reise anlässlich der Feierlichkeiten zum 900. Geburtstags Schaumburgs antritt. Den offiziellen Auftakt bildet der "Schaumburger Städtebund", der am Sonnabend, dem 7. August in Rinteln von den vier Bürgermeistern geschlossen wird. Fürst Ernst, der vom 19. bis 29. August aus der Renaissance in die Gegenwart kommt und den Schaumburger Frieden stiften wird, entsendet dazu eigens seinen Kanzler. Standesgemäß in der Kutsche reisend, holt er am Sonnabend nach und nach die Bürgermeister aus Stadthagen, Bückeburg und Obernkirchen ab und chauffiert sie nach Rinteln.
Und der Kanzler ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Der große Mann mit der tiefen Stimme und dem prächtigen Mantel ist ein Hingucker, der Lust auf den "Schaumburger Frieden" macht. Zum großen Jubiläum laufen die Vorbereitungen im Übrigen auf Hochtouren. Die Gemeinden üben für den Besuch des Fürsten, die Kostüme werden genäht, Texte gelernt. Am vergangenen Montag bekamen die ersten Schauspieler ihren finalen Schnitt. Nicht nur die Kleidung soll historich möglichst nah dran an der Zeit Fürst Ernsts sein. Auch die Frisuren und Bärte werden, wenn irgend möglich, nach Vorlagen aus der Renaissance-Zeit geschnitten. Neben dem Kanzler bekam der Hofmarschall des Fürsten Haare geschnitten und Bart gestutzt. Mit Mütze und gelbem Mantel gibt auch er schon einen Eindruck von dem, was die Schaumburger in den kommenden Wochen erwartet.
Zunächst aber startet am Sonnabend der Städtebund: Das Programm beginnt um 10 Uhr auf dem Marktplatz Stadthagen. Bürgermeister Bernd Hellmann erwartet den Kanzler des Fürsten und liest die Städtebund-Vereinbarung öffentlich. Danach fahren beide in der Kutsche weiter und holen gegen 13 Uhr in Bückeburg Bürgermeister Reiner Brombach, gegen 14.30 Uhr in Obernkirchen Bürgermeister Oliver Schäfer ab. In Rinteln wird die Kutsche gegen 17 Uhr auf dem Marktplatz von Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz begrüßt. Hier findet schließlich die feierliche Unterzeichnung des Städtebundes statt.
Mit dem Städtebund wollen die Städte ihre Zusammenarbeit weiter verbessern und sich als gemeinsamer Wirtschaftsraum im Wettbewerb der Regionen behaupten. Verbindende Klammer sind nicht nur ihre Schaumburger Wurzeln sondern die vielen Weserrenaissance-Bauten aus Obernkirchener Sandstein. Erstes Ergebnis ihrer neuen Partnerschaft ist der "Schaumburg 5er", ein gemeinsamer Gutschein im Wert von fünf Euro, der am Tag des Städtebund offiziell in Vekehr gebracht wird und in den vier Städten einlösbar ist.
Wer am 7. August dieselbe Strecke wie die Bürgermeister fahren will, hat dazu Gelegenheit: Die Stadthäger Gästeführer bieten zusammen mit dem ADFC eine Radtour mit Führungen durch die jeweiligen Städte an. Treffpunkt ist um 10.30 Uhr vor der Sparkasse am Stadthäger Marktplatz. Und wer will, kann mit der Dampfeisenbahn von Stadthagen über Obernkirchen nach Rinteln und zurück fahren und dabei sogar das Fahrrad mitnehmen. Parallel zur Städtebund-Kutschfahrt gibt es ein buntes Rahmenprogramm: Verkauf des "Schaumburg 5er", "Spiel und Spaß am Wochenmarktbrunnen" in Stadthagen (10 bis 13 Uhr) oder "Bückeburg kocht über" laden ein. In Rinteln, wo die Geschäfte bis 18 Uhr geöffnet haben werden, gibt es schon ab 13 Uhr Kaffee und Kuchen, Stockbrotbacken, Musik und "Städtebund-Cocktails". Höhepunkt ist das "Schaumburg 5er"-Gewinnspiel im Anschluss an die Städtebund-Unterzeichnung gegen 17.30 Uhr, bei der man zuvor erworbene "5er" verdoppeln kann. Vielleicht nutzen die Schaumburger ihre neue Währung ja auch, um einen Trend zu setzen. Denn mit der Fürstenreise kommt vielleicht eine Renaissance in der Bartmode in das Schaumburger Land. Und die Herren in Stadthagen, Obernkirchen, Bückeburg und Rinteln tun es dem Kanzler nach. Mit einem akkurat gestutzten Bart.Foto: ih