WIEDENBRÜGGE (nb). Drei Vuvus und drei Stars im Zelt, wer ist die größte Tröte der Welt? Auf den bösesten, lautesten und musikalischten Auftritt gab es am Comedyabend des "Kleinsten Schützenfestes des Welt" viele Anwärter. Das Angebot reichte von makabren Klatschweibern über einen abgehalfterten Dandy bis hin zum sich hasserfüllten Volksmusikduo in der Roderikschen Auflage des "Eurovision Song Contests". Sabine Bulthaup, Hans-Werner Olm und Dietmar Wischmeyer eröffneten das Schützenfest stilecht in schwarz-weißen Trikots und hatten sich das wohl am stärksten polarisierende "Instrument" der Welt für die Eröffnung ihres Abends ausgesucht. Mit der Vuvuzela bliesen sie zum Sturm auf das Gag-Feuerwerk und ließen dabei kein noch so abgelegenes Fettnäpfchen aus. Der Beitrag zum Thema "Dinge, die man eigentlich gar nicht wissen will, aber trotzdem nicht weghören kann" reicht vom Vaterschaftstest bis zu Olms schönsten Schützenfesterlebnissen: Neben dem Verlust der sexuellen Selbstbestimmung stellte ein Fahrradlenker den größten Stolperstein. Wenn Frühstyxradio und die WM aufeinandertreffen, muss sich das Publikum eben auf einiges gefasst machen. Alles eine Frage der Taktik, ganz klar. So klärte Günter in der ersten Halbzeit etwa darüber auf, wieso es sich vor dem Viertelfnale "am schlechtesten stirbt" und die Überlebenswahrscheinlichkeit bis zum 12. Juli besonders hoch ist. Der Meister der Worterotik, Olm, hingegen ging es eher praktisch an und gab Tipps an den männlichen Fan, wie er mit dem Schaffen von geeigneten "Frauenparkplätzen" in Ruhe Fußball gucken und dabei noch den ehelichen Pflichten entkommen kann. Nach der Entstehungsgeschichte der "Seniorenklappe" erreichte das Spektakel mit dem herrlich-ehrlichen Auftritt der Landfrauen Frieda und Anneliese kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit seinen makabren Höhepunkt. Nach der Einstimmung auf Beerdigungsriten a la Plattengülle mit Krückenakrobatik auf großer Leinwand war der Moment gekommen, auf den die Fans im randvoll gefüllten Festzelt gewartet hatten. Ein Sarg, gezogen von einer äußerst eigenwilligen Bestatter-Figur, rollte mitten vor die Bühne. Der Startschuss für die "ökumenische Beerdigung", bei der das Publikum dank der Kommentatoren Frieda und Anneliese ganz nah dabeisein durfte. Nachdem sie die anwesenden Gäste, einschließlich des Toten selbst, vor die Verbalflinte gezerrt hatten, gings an die "schönsten" Anekdoten, etwa wie das Gebiss der Nachbarin in das Plumpsklo gelangen konnte. Superindendent Traugott Przybilla hielt eine seiner gewohnt pietätvollen Ansprachen und Anneliese griff als Mitglied des Posaunenchors beherzt zum Instrument und bewies, wie schön sterben auf dem Dorf sein kann. Doch noch war das Scherzkommando nicht am Ende: In der Verlängerung gingen das Trio nochmal richtig ran und holte sich dafür sogar Verstärkung aus dem Publikum. Drei Mannen mimten tapfer die Jury beim "Wiedenbrüggevision Song Contest", als Mariandl und Partner, Nana Mouskouri und Costa Cordalis, Lena und die übrigen der ganz Großen ihren Auftritt hatten. Das Gröhlen des Publikums war ihnen dank täuschend echter Kostümierung sicher. Insbesondere Vadder Abraham und sein kleiner blauer Freund waren vom Original kaum zu unterscheiden. Als Sieger kürten die Schützen jedoch einen ganz anderen, der quasi "außer" Konkurrenz angetreten war. "Orgel-Schorsch" alias Musiker George Kochbeck verzauberte den Festplatz zu später Stunde mit seiner psychedelischen Kombination aus "Studio 45"-Flair und verschwenderisch eingesetzter Nebelmaschine. Der Abpfiff des "Balls der einsamen Scherze" mal anders, aber in jedem Fall eine Wiederholung wert. Foto: nb
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Makabres Spiel auf dem Festplatz
Comedy-Trio zwischen Fußball und Ende / Posaunensolo und Platzkonzert
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