1. Jugendlichen mangelt es an Ausbildungsreife

    Zusätzliche Maßnahmen sollen helfen

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    LANDKREIS (mk). Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung von WIR für Schaumburg stand das Thema "Wann kommt endlich die Ausbildungsoffensive?" Vor mehr als 20 Mitgliedern begrüßte Bernd Kirsch von WIR für Obernkirchen Martin Wrede, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Stadthagen. Er trug die Ergebnisse einer Anfang 2010 durchgeführten Umfrage der IHK Hannover vor. Besonderes Interesse galt dabei der gegenwärtigen Ausbildungssituation, der Entwicklung der Bewerberzahlen, der Ausbildungsreife der Jugendlichen und dem zukünftigen Einstellungsverhalten der Betriebe.

    Auffällig sei der wachsende Bewerberrückgang im Landkreis Schaumburg, insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe. "Immerhin", so Wrede, "ist der Anteil der besetzten Ausbildungsplätze im Bereich Schaumburg mit 88 Prozent noch zufriedenstellend." In Zukunft werde auf Grund der demographischen Entwicklung mit einem spürbaren Mangel an Bewerbern zu rechnen sein. Wohnortwechsel, Fortsetzung der schulischen Ausbildung oder auch die Wahlmöglichkeit zwischen mehreren Ausbildungsplätzen führt laut Wrede dazu, dass sieben Prozent der Jugendlichen trotz abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nicht zum Antritt ihrer Ausbildung erscheinen. Eine mangelnde Ausbildungsreife werde im Landkreis von mehr als 50 Prozent der Betriebe beklagt, wobei geringe Leistungsbereitschaft und Motivation, sowie Defizite im schriftlichen Ausdrucksvermögen und elementaren Rechenfähigkeiten besonders auffällig seien. Mehr als 70 Prozent der Ausbildungsbetriebe sehen sich daher nicht in der Lage, Bewerber mit diesen Mängeln einzustellen. "Dennoch ist erfreulich", so Wrede weiter, "dass 31 Prozent durch zusätzliche betriebliche Maßnahmen wie Nachhilfe Jugendliche mit Mängeln einstellen." In der anschließenden Diskussion übten die Anwesenden deutliche Kritik am gegenwärtigen dreigliedrigen Schulsystem, in dem die Hauptschule als Restschule dem Verdrängungswettbewerb mehr und mehr zum Opfer falle. "Die Frage der Schulstruktur ist nicht entscheidend", meinte dagegen Wrede. Er wies auf "beste Kontakte" der IHK zu den Schulen und auf deren gewachsene Anstrengungen hin, die Berufsorientierung zu verbessern. Dabei erwähnte er lobend das "Neustädter Modell", dessen praxisorientierter Ansatz vorbildlich sei. Auch müsse man bei aller Kritik feststellen, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland geringer sei als in zahlreichen anderen europäischen Ländern. Dass auch familiäre Erziehungsdefizite für unzureichende schulische Leistungen mit verantwortlich seien, war ebenso zu hören wie der Vorwurf an die Politik, dem Anspruch einer "Bildungsrepublik" nicht gerecht zu werden.

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