1. Historischer Orangerie-Gärtner ersteht zum Jubiläum wieder auf

    Die "Vormanns": Eine spannende Familiengeschichte aus Exten / Besuch aus Köln und Anekdoten

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    EXTEN (km). Dass es zum 200. Jubiläum der Orangerie in Exten ein großes Gartenfest geben soll, hat sich mittlerweile auch über die Grenzen hinaus herumgesprochen. Da erinnert sich mancher an die eine oder andere Anekdote über den Park und die Orangerie, und so kamen kürzlich auch Helga und Jürgen Mayer aus Köln nach Exten um ihre Geschichte zu erzählen.

    Die Mutter von Helga Mayer, eine geborene Fuhrmann, stammte aus der Familie, der das Haus Nummer 78 - heute Im Gallenort 6 - einst gehörte. Und einer ihrer Ahnen, das hatte man in der Familie so weitergetragen, sei aus dem Königreich Böhmen nach Exten gekommen, sei als Gärtner "mitgebracht" worden von der Gräfin von Wartensleben anlässlich ihrer Hochzeit mit dem Gutsbesitzer in Exten.

    Und weil im "Jardin ouvert" vom 27. bis 29. August auch ein Bühnenprogramm geplant ist - mit einem Moderator, der als Gärtner aus der Zeit um 1800 gekleidet ist - war Initiator Dietrich von Blomberg an der Geschichte besonders interessiert. Er bat die Familie Mayer, doch mal nachzuforschen, ob Einzelheiten, Namen oder zumindest Jahreszahlen noch zu ermitteln sind.

    Nach intensiven Recherchen innerhalb der Familie, in den Extener Kirchenbüchern und sogar im Bückeburger Staatsarchiv, wurde bald klar, dass die Fahndung nach den Nachfahren eines Gärtners nicht ganz leicht ist.

    Das Ergebnis kann sich dennoch sehen lassen ein Volltreffer: "Wir kennen jetzt den ersten Gärtner, der in der Orangerie 1810 gearbeitet hat mit Namen," verriet von Blomberg: "Er hieß Wentzel Vormann - und kam tatsächlich aus Böhmen."

    Wie man aus der Dorf-Chronik des Heimatvereins entnehmen kann, heiratete der Gutsbesitzer Wilhelm Ludwig Gustav Graf von Wartenseben am 18. August 1773 die Gräfin Clara von Teleki. Die Grafen Teleki, das wiederum weiss Wikipedia, waren "eine hochgebildete, weltoffene und sehr begüterte siebenbürgische Familie". Auch die Braut des Gutsbesitzers kam aus Siebenbürgen und wird mit der Kutsche die Route über Ungarn, Böhmen, Sachsen und Thüringen nach Norddeutschland ins Wesertal genommen haben. In Böhmen aber bekam der Kutscher aus Siebenbürgen Heimweh und musste ausgewechselt werden. Da sprang ein junger Mann auf den Bock und kutschierte die Braut sicher zur Hochzeit nach Exten. Sein Name war Wentzel, genannt Vormann.

    Weil Wenzel aber nicht nur kutschieren konnte, sondern auch ein talentierter Gärtner war, blieb er in den Diensten der Gräfin von Wartensleben. Heimweh kannte er offensichtlich nicht, andere Gefühle waren stärker: Die Liebe. Im Kirchenbuch von Exten ist keine zwei Monate nach der gräflichen Hochzeit, eine andere Vermählung dokumentiert: Wentzel Vormann, Kutscher, heiratet Christina Rischmüller aus Strücken, "Dienstmagd bei von Wartensleben", wie vermerkt ist. -

    In seiner Dienstzeit auf dem Gute dürfte Wenzel Vormann einiges miterlebt haben. Die Besuche von Johann Wolfgang von Goethe um 1779, den Verkauf des Gutes während der Franzosenzeit, den Bau der Orangerie 1810, das Duell der Herrschaften im Park, die Flucht des Orangerie-Erbauers und letztendlich auch noch den neuen Gutsbesitzer Grimmel aus Bremen.

    Mit seiner Frau Christina hatte er vier Kinder, zwei wurden allerdings nur groß. Als er 1827 starb, wurde er in Exten beerdigt als Wenzel Fuhrmann. Seine Nachfahren hießen dann ebenfalls Fuhrmann, und das ist dann auch der Mädchenname von Helga Mayers Mutter.

    Die Nachkommen Wenzels waren allerdings keine Gärtner mehr: Sie waren über mehrere Generationen in Exten als Messerschmiede-Gesellen tätig. - Nach über 200 Jahren wird Wentzel Vormann jetzt nach Exten zurückkehren, als historische Figur auf die Bühne zum 200-jährigen Geburtstag der Orangerie. Und die Familie Mayer aus Köln? "Die kommen als Gäste," sagt Dietrich von Blomberg: "Ich habe sie eingeladen. Diese Freikarten haben sie sich wirklich verdient."

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