WIEDENBRÜGGE (nb). Volles Haus und ein Stimmungspegel bis zum Anschlag: Was viele Orte sich wünschen, hat die Dorfgemeinschaft zu den Füßen Roderiks geschafft. Das Kleinste Schützenfest der Welt erfreut sich größter Beliebtheit und muss den Vergleich zu größeren seiner Art nicht scheuen. Hier wird nicht nur einmal "feste" gefeiert, sondern gleich in drei verschiedenen Varianten.
Auf Comedyabend und Rockkonzert folgt mit dem Traditionsteil der Rückzug in bewährte Schützengefilde. "Das habt ihr gut hingekriegt", lobt Gemeindebürgermeister Joachim Schwidlinski am Schützenfest-Sonnabend im Zelt. Denn die Erfolgsgeschichte war alles andere als ein "Selbstläufer". Wilfried Hentschke erinnerte als Vorsitzender des Fördervereins daran, dass das Fest 2002 fast vor dem Aus stand. Viele Feste hätten sich zum großen Teil überholt. Dass die kleine Dorfgemeinschaft überhaupt noch in der Lage ist, ein Schützenfest zu feiern, freut Hentschke daher umso mehr. "Wir haben uns damals bemüht, einen vernünftigen Ausgleich zu finden zwischen einem traditionellen Fest und etwas Modernem." Dass das Konzept seither so gut funktioniert, ist dem Engagement der Bewohner zu verdanken, denn so etwas wie einen Festwirt will man nicht. Von Anfang bis Ende in Eigenregie auf die Beine gestellt, macht das gerne mit relativer Autonomie werbende Dorf seinem Anliegen Ehre. Hat es zum Comedy-Abend Leute aus ganz Norddeutschland auf den Festplatz in der Dorfmitte gezogen, waren es zum Schützenrock mit Hot Spare vorrangig Gäste aus der Umgebung. Ganz "intim" wird es lediglich im dritten Teil, bei Kinderfest, Königsproklamation und dem Frühstück im Rosen- oder Nelkenrott. Jahr für Jahr findet bildet der Umzug mit Scheibenannageln den krönenden Abschluss der tollen Tage. "Wiedenbrügge hält durch" stellte Samtgemeinde-Bürgermeister Arthur Adam in seiner Rede fest, doch irgendwann muss auch der an rauhes Bergklima gewöhnte Süd-Schaumburger ausruhen. Der "Spirit stimmt", die Mischung aus traditionellen Komponenten und witzigen Aktionen machts. So kommen in der Runde immer wieder vergangene Schützenfeste und ihre Besonderheiten zur Sprache, die klar zeigen, dass man den Machern so Einiges zutrauen darf. Kombiniert mit frischen Einfällen beste Voraussetzungen für die nächsten Jahre. Das haben auch Prominente erkannt, wie das "Kuriositätenkabinett", alias das Mitgliederverzeichnis des heimischen Schützenvereins, beweist. Hier finden sich nämlich illustre Namen wie der frisch gewählte Bundespräsident Christian Wulff, der ehemalige Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke und der Hannoveraner Ex-Bürgermeister Herbert Schmalstieg. Gefeiert wird schließlich überall. So nur im Herzen des Roderiktals.
Foto: nb