POHLE (al). Für Tischlermeister Erwin Wehrmann ist das Maß voll. In einem Brief an Rat und Verwaltung verschafft er seinem Ärger Luft – über den Zustand des Pohler Bachs vor seinem Grundstück und über die Tonnenbegrenzung für Lastzüge, weil diese ihn nicht mehr beliefern wollen. In einem Punkt ist seine Kritik überholt: Das Land hat soeben angekündigt, die abgängige Trockenmauer in Teilen des Bachbetts durch Betonfertigteile zu erneuern. Seine zweite Forderung ließ die Kommunalpolitiker mit den Achseln zucken.
Erwin Wehrmann fühlt sein Eigentum durch den Zustand des Bachbetts vor seiner Haustür bedroht.
Schon vor einem Jahr hatte der Inhaber eines Handwerksbetriebes auf die wachsenden Probleme vor seiner Haustür hingewiesen. Die Seitenmauern des kleinen Fließgewässers seien durch die Belastung der Straße bereits gelockert und eingefallen; die Oberflächenentwässerung seines Grundstücks funktioniere nur noch unzureichend. Wehrmann hatte zur Ratssitzung Fotos mitgebracht.
Doch diese musste der Rat kaum noch zur Kenntnis nehmen. Wenige Stunden vor der Sitzung sei eine Mail des Landesbetriebs für Straßenbau eingetroffen, berichtete der stellvertretende Gemeindedirektor Jürgen Bock. Danach würden ab Oktober für 150.000 Euro die Stützwände im Verlauf der Ortsdurchfahrt erneuert. Anstelle der alten Bewehrung seien Stahlbetonfertigteile vorgesehen. Die Straße müsse für jeweils ein bis zwei Wochen halbseitig gesperrt und in einem Abschnitt sogar für zwei Wochen komplett abgeriegelt werden. Eine Umleitung erfolge für diese Zeit über Antendorf, Wiersen und Apelern.
Die rechte Freude über die Ankündigung wollte indes nicht aufkommen, weil Pohle schon seit Jahren die Sanierung der kompletten Fahrbahn fordert. "Dann bleibt die Straße ja so wie sie ist", bedauerte Eberhard Hasler (CDU), der sofort nachfragte, ob die Maßnahme "nur der Mauer" gelte. Bock bejahte dies und erklärte zugleich Wehrmanns Brief für erledigt.
"Damit bin ich nicht einverstanden", meldete sich der Tischlermeister in der anschließenden Fragestunde zu Wort. Denn sein zweites Problem sei damit nicht aus der Welt: die Beschränkung im innerörtlichen Verkehr für Lastwagen auf zwölf Tonnen, für die laut Beschilderung nur Landwirte eine Ausnahme bilden: "Gemeinde und Landkreis wollen uns Handwerker wohl vereumeln", legte Wehrmann los und schimpfte weiter: "Landwirte fahren mit der grünen Nummer und werden bezuschusst; wir Handwerke zahlen Gewerbesteuer und werden auch noch geknebelt". Er verlangte eine Beschilderung, die für seine Lieferanten die Zufahrt erlaube. Der stellvertretende Bürgermeister Jörg Hupe blieb ratlos: "Das Schild ‚Anlieger frei’ hat uns der Landkreis nicht erlaubt", erinnerte er an bereits kürzlich geführte Debatten. Seither müssen Speditionen und andere Lieferanten eine gebührenpflichtige Ausnahme beim Landkreis beantragen, um Pohle anfahren zu können.
Jens Baumgart (CDU) schlug vor, es mit dem Schild "Lieferverkehr frei" zu versuchen. Bei Kontrolle könne das durch die Adresse auf den Begleitpapieren dokumentiert werden. Einwohner Heinrich Schaper forderte die Verwaltung auf, sich dem Thema noch einmal zu widmen und das Gespräch mit dem Landkreis zu suchen: "Das trifft doch nicht nur die Firma Wehrmann." Indes zuckte Bock mit den Achseln: "Wir können doch nicht jede Woche ein neues Schild vorschlagen." Gleichwohl werde er sich erneut mit der Stadthäger Behörde in Verbindung setzen. Foto: al