POHLE (al). Für den Turn- und Sportverein (TSV) Germania Pohle hätte der Start ins zweite Jahrhundert nicht besser verlaufen können. Drei Tage lang feierten Mitglieder, Einwohner und Gäste das Jubiläum der genau am 18. Juni 1910 gegründeten Gemeinschaft. Mit reichbebilderter Chronik und mit einer Festrede des Vorsitzenden Wilhelm Battermann nahmen sie die meist nur bescheidenen Gegebenheiten für den lokalen Sportbetrieb noch einmal zur Kenntnis. Die nächsten hundert Jahre dürften besser werden: Endlich gibt es auch für Pohle eine Sporthalle, wenn auch im benachbarten Hülsede.
Im Juni 1910 hatten sich junge Männer des Sünteldorfs miteinander verabredet, gemeinsam zu turnen. Erst viel später kamen auch andere Sportarten hinzu, obwohl die Trainingsbedingungen nach wie vor dürftig waren: in einem alten Gasthaussaal, auf einem Fußballplatz ohne Duschen und mit primitiven Umkleidemöglichkeiten, im Mehrzweckraum des Dorfgemienschaftshauses anstelle einer ordentlichen Sporthalle. Immer nur waren die TSV-Mitglieder irgendwo Gast – zuletzt in Hallen der Umgebung. "Andere Vereine haben viel früher und viel bessere Voraussetzungen gefunden", betonte Battermann. Dennoch hätten sich die hiesigen Verantwortlichen nie unterkriegen lassen.
Inzwischen aber macht sich großer Optimismus breit. Vor allem die künftig gemeinsam mit dem TuS Concordia Hülsede zu nutzende neue Sportstätte dürfte auch zu neuen Angeboten führen.
Battermann dankte den 240 Mitgliedern für ihre Treue und vielen Helfern in deren Reihen, die als Übungsleiter oder mit anderem Engagement zur Verfügung stehen. Ein besonderer Hinweis galt der seit fast 90 Jahren integrierten Turnerkapelle: "Sport und Musik bringt die Menschen zusammen." Da nickten auch die jeweils in Vertretung anwesenden Ehrengäste zustimmend: Helma Hartmann-Grolm für den Landrat, Peter Friedrichkeit für den Samtgemeindebürgermeister, Jörg Hupe für die Bürgermeisterin. Für den Niedersächsischen Turnerbund übergab Wilfried Baxmann Ehrenbriefe den langjährigen Übungsleitern Luise Sinram, Gerda Wilkening, Perdita Wilkening und Georg Niemann. Willi Kläfker hielt Urkunden des Fußballkreisverbands für Hans Wiedmann und Rolf Neumann bereit.
Regelrechte Beifallsstürme löste Kreissportbundvorsitzender Dieter Fischer aus, als er Heinz Voß aufrief. Diesem wurde die Goldene Ehrennadel des Landessportbunds verliehen. Die seltene Auszeichnung würdigte Voß’ Verdienste in über 50 Jahren in Vorstand und in der Musikkapelle.
Der TSV selbst ehrte Mitglieder für lange Zugehörigkeit: Jörg Ludewig, Kristina Meyer, Ingo Willann, Carola Wehrmann, Georg Niemann und Hans Robak (jeweils 25 Jahre), Barbara und Dieter Hartmann-Brinkmann, Hardy Helbig, Alfio Cordaro, Petra Held, Manfred Henzen, Bärbel Reese, Astrid und Friedrich-Wilhelm Platte sowie Wilhelm Battermann (jeweils 40 Jahre).
Zu den Höhepunkten des Kommersabends zählten gemeinsame Auftritte der Turnerkapelle mit dem Männerchor und dem DRK-Singkreis unter der Leitung von Hartmut Grün, Darbietungen der Damengymnastikgruppe und eine Show der Taekwondoka des benachbarten MTV Messenkamp. Diese überraschten mit atemberaubenden Paraden: Anke Sickfeld überwältigte mühelos den um einige Köpfe größeren Andreas Bretz. Dieser durchschlug mit der Handkante einen kompletten Stapel Steinplatten.
Große Resonanz löste eine Idee des TSV aus, eine Nacht lang an lokale Diskothekhistorie zu erinnern. Bei einer Revival-Party kam es zum Wiedersehen zahlreicher früherer "Blockhütte"- und "Atelier"-Besucher. 500 Gäste feierten bis in den frühen Morgen. Am dritten Festtag war es die musikalische Vielfalt von Kapellen und Chören, die dem Jubiläum ein besonderes Glanzlicht aufsetzten. Foto: al