1. Gigantischer Rauchpilz verdunkelt für Stunden den Rintelner Himmel

    15 Stellplätze am Doktorsee durch Feuer vernichtet / Brandexperten vermuten technischen Defekt

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    RINTELN (ste). Am Ende sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. 13 Wohnwagen waren vollständig ausgebrannt, zwei weitere wurden zur Hälfte vernichtet und sind unbewohnbar. Am Rintelner Doktorsee herrschte am Donnerstag das komplette Chaos. Als Ortsbrandmeister Thomas Blaue um 13.45 Uhr die Alarmmeldung "Brand eines Wohnwagens am Doktorsee" erhielt, da war er zwei Minuten später am Einsatzort: "Da brennen mittlerweile schon mindestens drei Wagen", meldete Blaue weiter an die Leitstelle und orderte Kräfte nach. Die sahen bei ihrem Eintreffen schon eine riesige schwarze Rauchwolke aufsteigen und mussten sich aufgrund der starken Hitze und immer wieder abblasender und explodierender Gasflaschen kriechend vorwärtsbewegen, um den sich schnell ausbreitenden Brand unter Kontrolle zu bekommen. Angeheizt wurde das Feuer von frischem Ostwind und den meterlangen Feuerlanzen, die aus den Gasflaschen schossen und dabei ein schrilles Zischen von sich gaben: "Das hört sich an, als wenn ein Düsenflieger starten will", stellten Camper fest, die sich in gebührendem Abstand zu den brennenden Wagen hielten.

    Dauercamper Georg Solewski hatte den Brand an die Leitstelle gemeldet: "Bei meinem übernächsten Nachbarn stand plötzlich der Wohnwagen in Flammen", berichtet er und er will auch ein Zischen wie von einem Gasbrenner gehört haben: "Vielleicht hat er seinen Grill mit einem Gasbrenner angeheizt", mutmaßt Solewski, während er selbst mit zwei Gartenschläuchen versucht, sein eigenes mobiles Wohnheim und die Hecke rundherum vor den Flammen zu schützen. Mit reichlich Wasser kühlt er sein Kunststoff-Schutzdach über dem Wohnwagen und die knochentrockene Hecke; mit Erfolg. Trotz einer in unmittelbarer Nähe abblasenden Gasflasche kommt Solewski mit dem Schrecken davon. Weniger gut erging es Peter Hinze aus Bielefeld. Als er gegen 14 Uhr auf dem Platz eintrifft, ist von seinem Wohnwagen nur noch ein verkohltes Gerippe zu sehen.

    Die Vermutung Solewskis wird am Ende übrigens nicht bestätigt. Acht erfahrene Brandermittlung der Kriminalfachinspektion aus Hannover gehen akribisch durch die rund 1.000 Quadratmeter große Brandstelle und nutzen dazu auch die Drehleiter der Feuerwehr Rinteln, um den Brandausbruchsort exakt zu bestimmen. Vier Fachleute fertigen Fotos mit einer sogenannten Spheron-Kamera, um hinterher 3-D-Bilder für die Ermittlungsakte zu fertigen. Die Experten stellen fest, dass voraussichtlich ein Kühlschrank der Auslöser für den verheerenden Brand war und vermuten einen technischen Defekt. Kriminalhauptkommissar Jörg Stuchlik, der den Kriminalermittlungsdienst in Rinteln leitet, war selbst mit einer starken Mannschaft vor Ort und will zum Berichtszeitpunkt dem Ergebnis der Staatsanwaltschaft nicht vorgreifen: "Alles deutet aber auf den genannten technischen Defekt hin", so Stuchlik. Das wird auch gestützt durch die Aussagen des einzigen Verletzten des Brandes. Ein 64-jähriger Camper hatte bei einem Freund ferngesehen und aus seinem benachbarten Wohnwagen merkwürdige Geräusche gehört. Als er nachschauen wollte, schlugen ihm schon die Flammen entgegen.

    Für die eingesetzten Feuerwehren aus Rinteln, Exten, Steinbergen und von der Lebenshilfe und Werkfeuerwehr BSN Glasspack, die mit insgesamt rudn 100 Frauen und Männern das Feuer bekämpften, war es eine schweißtreibende Einsatzstelle. Mit ihren brandhemmenden Anzügen robbten sich die Atemschützer Meter für Meter vor an den Brandherd, um dort zu retten was zu retten ist. "Wir mussten immer wieder Deckung nehmen, weil mindestens drei Gasflaschen explodierten", so Einsatzleiter Thomas Blaue, der auf dem überschaubaren Areal 75 Gasflaschen von zwölf bis 33 Kilogramm zählte: "Das ist für 15 Stellplätze eine riesige Menge!" Vorsorglich lässt Blaue über das Radio eine Warnmeldung herausgeben, Türen und Fenster wegen des giftigen Rauchs geschlossen zu halten. Blaue ist dennoch am Ende erleichtert: "Wir hatten damit gerechnet, mehrere Tote in den Ruinen der Wohnwagen zu finden, weil wir entsetzliche Schreie gehört haben; doch das bestätigte sich zum Glück nicht!" Die "Schreie", so Blaue, könnten auch das Resultat von ausströmendem Gas gewesen sein.

    Den Schaden kann man noch gar nicht genau abschätzen, doch von mindestens 100.000 Euro wird ausgegangen. Viele der Wohnwagen standen seit Jahren auf dem Platz und hatten unterschiedliche Werte. Doch neben dem materiellen ist der ideelle Schaden für die Camper groß: "Wo soll ich jetzt meine Wochenenden verbringen", fragte sich nicht nur Peter Hinze aus Bielefeld, der ein Lebenswerk vernichtet sah.

    Foto: ste

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